Es ist buchstäblich ein Arbeitsplatz mit heftigen Schwankungen: Für eine erfolgreiche Vermarktung führt das Team von Forecasting und Optimisation permanent Wetterprognosen, Strommodelle und viele weitere Informationen zusammen. Das erfordert neben Flexibilität auch ein exzellentes Gespür für Märkte und deren Entwicklungen.
Montag früh, 8.30 Uhr: Malte Rieck, Meteorologe bei Vattenfall, bewertet die aktuelle Wetterlage und prüft kritisch, ob sie richtig in allen Prognoseprozessen reflektiert ist. In einer Stunde wird er sich mit seinen Kollegen von Forecasting und Optimisation zusammensetzen und besprechen, wie viel Strom aus erneuerbaren Energien und wie viel Bedarf an regenerativem Strom heute zu erwarten sind und wie diese Mengen optimal an der Börse vermarket werden können.
Neben den europaweiten Kapazitäten aus eigenen Wind- und Solaranalagen vermarktet Vattenfall auch den Strom aus Anlagen Dritter in der Direktvermarktung.
8,3 Terrawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien hat das Team in Hamburg im Jahr 2016 vorhergesagt und für die Kunden sicher und verlässlich an den Markt gebracht. Dazu ist es rund um die Uhr, an 7 Tagen in der Woche, im Einsatz.
Um eine hohe Prognosegüte zu erreichen, kombiniert das Team verschiedene Wetter- und Strommodelle zu einem optimalen Mix. Eine Restunsicherheit bleibt, denn unser Wettersystem unterliegt auch kurzfristigen Schwankungen, die nicht prognostizierbar sind. Zusätzlich greifen die Experten auf Echtzeitdaten zu, um die Prognosegüte zu überwachen und bei kurzfristigen Änderungen schnell eingreifen zu können.
Die Optimierungsexperten und Händler wägen dann ab, wann der bestmögliche Zeitpunkt ist, die Strommengen an die Börsen und Großhandelsmärkte zu bringen. Teamleiter Ilja Koschel erklärt: „Für uns ist es wesentlich, schnell zu sein und den richtigen Marktplatz auszuwählen. Gerade die Geschäfte für den laufenden Tag sind sehr volatil und zeigen oft große Handelsspannen. Eine hohe Prognosegüte spielt dabei eine entscheidende Rolle, um unnötige Handelsgeschäfte mit Transaktionskosten zu vermeiden. Wichtig ist aber auch, die Unsicherheit und mögliche Entwicklungen der Prognose zu verstehen, damit wir das Handelsgeschehen und die Preisentwicklung abschätzen können. Für eine erfolgreiche Vermarktung benötigt man neben dem richtigen Verständnis der Prognose und seiner zu erwartenden Veränderungen ebenso die Erfahrung, was die Handelspreise beeinflusst und ob eher steigende oder fallende Preise zu erwarten sind.“
Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Baustein für eine erfolgreiche Direktvermarktung: effizientes Datenhandling. Dies umfasst neben Wetterdaten und generellen Anlagendaten auch aktuelle Informationen zur Anlagenverfügbarkeit sowie zu derzeitigen Produktionsmengen. Wenn die Forecaster und Optimierer ein präzises Bild von nicht verfügbaren Turbinen haben und sich zuverlässig Echtzeitdaten anschauen können, lassen sich die Marktplätze effizient nutzen und kostspielige Abweichungen zwischen Prognose und tatsächlicher Produktion minimieren. Vattenfall arbeitet hier eng mit den Anlageneigentümern und spezialisierten Dienstleistern zusammen, um einen unkomplizierten Informationsaustausch zu ermöglichen.
„Wir sind uns sehr bewusst, dass sich der Energiemarkt selbst wie auch das Segment der erneuerbaren Energien ständig weiterentwickelt. Um den Kunden konstant attraktive Angebote machen zu können, entwickeln daher auch wir uns laufend weiter,“ betont Dr. Heike Santen, Director bei Vattenfall. So unterstützt Vattenfall beispielsweise die Systemintegration von erneuerbaren Energien durch die aktive Steuerung für die Systemstabilisierung in den Niederlanden und Großbritannien und bereitet für einen deutschen Windpark die Präqualifizierung für negative Minutenreserveleistung vor.