Zu Beginn der Strommarkt-Liberalisierung Anfang der 2000er Jahre war die Differenz, also der Spread, zwischen Base und Peak relativ hoch. Mit dem fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien näherten sich die Produkte preislich immer weiter an. Doch seit Beginn der Energiekrise Ende 2021 läuft der Spread wieder auseinander. Warum das so ist und was das bedeutet, haben wir für Sie beleuchtet.
Im Januar 2002 wurde das Frontjahr 2003 im Base bei 23 Euro/MWh gehandelt, der Peak notierte bei 32 Euro/MWh. Der Spread zwischen Base und Peak war mit 1,4 enorm hoch, Peak kostete also 40 Prozent mehr als Base. In den Jahren 2010-2021 lag das Verhältnis zwischen Grundlast und Spitzenlast dann nur noch bei 1,15-1,2 – Peak war also um 15-20 Prozent teuer als Base. So handelte das Kalenderjahr 2021 im Januar 2020 im Base bei 42 Euro/MWh, Peak bei 51 Euro/MWh. Der Spread betrug entsprechend nur noch 1,2.
Wir kommen aus einer Dekade mit niedrigen Base-Peak-Spreads. Auf der einen Seite haben Smart Energy, Smart Metering und E-Mobilität für eine Verschiebung von Verbräuchen in die Offpeakstunden gesorgt, auf der anderen Seite lieferte Photovoltaik immer mehr Strom in den Peakstunden. In der Folge glich sich das Preisniveau von Peak und Offpeak mehr und mehr an; es wurde sogar die Vermutung laut, dass sich der Offpeak-Peak-Spread auflösen könnte.
Scheinbar steuern wir jetzt wieder in die andere Richtung: Wir sehen Spreads um 1,3, die bei der derzeitig hohen Volatilität und der zum Teil geringen Liquidität tageweise durchaus bis 1,6 steigen – das heißt, dass Peak 60 Prozent teurer ist als Base. Insbesondere die absoluten Zahlen sind bei den derzeit extrem hohen Preisen beeindruckend.
Die derzeitige Entwicklung ist durchaus fundamental getrieben – schließlich stehen hinter jedem Strompreis Verfügbarkeit und Nachfrage. So hat sich der Kraftwerkspark in den letzten Jahren stark verändert. Auf der Verfügbarkeitsseite produzieren infolge des Ausstiegs aus der Kernenergie und der Kohlekraft immer weniger Grundlastkraftwerke; somit steigt die Bedeutung von Gaskraftwerken. Zudem werden insbesondere durch den Ausbau der erneuerbaren Energien flexible Gaskraftwerke benötigt, um die Schwankungen in der Stromproduktion der Erneuerbaren aufzufangen. Da diese Gaskraftwerke häufig preissetzend sind (Merit Order), steigt zum einen insgesamt das Preisniveau und zum anderen auch der Base-Peak-Spread, weil die Nachfrageseite relativ starr bleibt.
Es fehlen produktionsseitig günstige Grundlastkraftwerke und der Bedarf ist trotz der oben genannten Verschiebungen weiterhin in den Offpeakstunden geringer als in den Peakstunden. Der preisliche Spread zwischen Base und Peak geht somit derzeit wieder auseinander. Hinzu kommt eine geringe Liquidität im Peak, die mitunter keine verlässlichen Preissignale sendet und gerade bei Preissprüngen dazu führt, dass das Verhältnis unberechenbar ist.
Insbesondere bei der Bewertung, Bepreisung und Beschaffung von Stundenstrukturen macht sich ein schwankender Base-Peak-Spread bemerkbar. Wurde ein Portfolio mit einem durch Standardprodukte gehedgten Profil vor einem Jahr noch „deltaneutral“ bewertet – das heißt, dass die Differenz zwischen Hedgingprodukt und tatsächlich benötigtem Profil finanziell betrachtet annähernd null ist – zeigt sich durch den geänderten Spread keine Deltaneutralität mehr und man muss aktiv werden.
Insbesondere Stadtwerke sollten sich genau anschauen, was sie im Voraus beschafft haben und wie ihre Mengen abgesichert sind. Die Effekte im Portfolio dürften deutlich sein und es kann angenommen werden, dass einige Marktteilnehmer diese Verwerfungen noch nicht ausreichend im Blick haben.
Sie haben Fragen zu den Base-Peak-Spreads oder zu anderen Handelsthemen? Sprechen Sie uns gern an!