Begriffe kurz erklärt
Offshore bedeutet wörtlich „abseits der Küste". Im energiewirtschaftlichen Kontext bezeichnet „Offshore“ alle Aktivitäten und Anlagen, die auf dem offenen Meer betrieben oder errichtet werden. Speziell sind hiermit Offshore-Windkraftanlagen und die dazugehörigen Netzanbindungen gemeint. Der Begriff grenzt diese Anlagen klar von sogenannten „Onshore“-Windkraftanlagen ab, die an Land stehen.
Offshore Windenergieanlagen sind speziell dafür gebaut, den extremen Bedingungen auf dem Meer standzuhalten. Sie werden oft viele Kilometer entfernt von der Küste aufgestellt. Windkraftanlagen im Meer tragen erheblich zur Stromerzeugung bei. In Deutschland spielen Offshore Windanlagen in der Nord- und Ostsee eine entscheidende Rolle, um die Energiewende voranzutreiben.
Offshore Windenergie bietet viele Vorteile gegenüber anderen Energiequellen. Auf dem offenen Meer herrschen gleichmäßige und kräftige Winde. Daher erzeugen Offhore-Anlagen kontinuierlicher Strom als Anlagen als Land. Zudem sind Windkraftanlagen im Meer größer und haben eine höhere Leistung als Anlagen an Land. Die Energieausbeute ist dadurch höher.
Darüber hinaus steht auf See viel Platz zur Verfügung: So können große Windparks ohne Konflikte mit Wohngebieten oder Landschaftsschutzflächen errichtet werden. Da die Anlagen weit entfernt von Siedlungen stehen, sind auch Lärm und Sichtbeeinträchtigungen kaum Thema.
Auch ökologisch ist Offshore Windkraft vorteilhaft. Während des laufenden Betriebs stoßen Offshore-Windanlagen kein CO₂ und keine anderen Schadstoffe aus. Sie wandeln Wind direkt in Strom um – ganz ohne Brennstoffe. Zwar entstehen bei Herstellung, Transport und Wartung Emissionen, diese fallen jedoch über die gesamte Lebensdauer vergleichsweise gering aus. Wichtige Vorteile im Überblick:
Trotz vieler Vorteile ist die Erzeugung von Offshore Strom herausfordernd – sowohl technisch als auch wirtschaftlich.
Standort
Offshore Windkraftanlagen müssen extremen Wetterbedingungen standhalten und sind schwer zugänglich. Dies macht Wartung und Reparaturen aufwändig und kostenintensiv.
Bau und Investitionen
Eine weitere Herausforderung sind die hohen Anfangsinvestitionen. Der Bau von Offshore Windkraftanlagen erfordert beträchtliche finanzielle Mittel. Neben den Kosten für die eigentlichen Anlagen braucht es Investitionen in Spezialschiffe, Fundamente, Kabelsysteme, Netzanschlüsse und Fachkräfte. In den Anfangsjahren von Offshore Wind waren staatliche Förderprogramme notwendig, um solche Großprojekte wirtschaftlich tragfähig zu machen. Heute kommen Offshore Anlagen meist ohne Subventionen aus – etwa wenn der Strom durch Power Purchase Agreements vermarktet wird. Dennoch: Die Amortisation erfolgt meist erst nach vielen Jahren kontinuierlichen Betriebs, wodurch eine langfristige Planung und stabile Rahmenbedingungen entscheidend sind.
Umwelt- und Artenschutz
Außerdem müssen auch bei Windkraftanlagen im Meer Umweltaspekte beachtet werden: Lärm beim Bau kann Meeresbewohner stören und elektromagnetische Felder von Kabeln können Fische und Meeressäuger beeinflussen. Umweltschutzmaßnahmen müssen daher fester Bestandteil der Planungen von Offshore Windparks sein.
Zusammengefasst sind die Herausforderungen von Windkraftanlagen Offshore:
Die Offshore-Windenergie in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Erste Pilotprojekte wurden Anfang der 2000er Jahre gestartet. Eines der ersten war der Forschungsstandort FINO 1 (Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee), der bereits 2003 vor der Nordseeinsel Borkum errichtet wurde. Dort wurden Wind-, Wetter- und Meeresdaten gesammelt, um die Planung künftiger Offshore-Windparks zu unterstützen. Weitere Forschungsplattformen wie FINO 2 in der Ostsee (2007) und FINO 3 in der Nordsee (2009) folgten und lieferten wichtige Erkenntnisse für Technik, Umwelt und Standortwahl.
Erster Windpark alpha ventus
Ein Meilenstein war der Offshore Windpark „alpha ventus“, der 2010 in Betrieb ging. Er diente als Testfeld für Technik und Logistik. Er war der erste kommerzielle Offshore-Windpark Deutschlands und markierte den Übergang von der Forschung zur praktischen Nutzung von Offshore-Windenergie. Alpha ventus liegt rund 45 Kilometer nördlich von Borkum in der Nordsee und besteht aus zwölf Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 60 Megawatt.
Das Projekt war ein Gemeinschaftsvorhaben von EWE, E.ON und Vattenfall. Es diente als wichtiges Testfeld für neue Technologien, Bauverfahren und Wartungskonzepte unter realen Offshore-Bedingungen. Während des Betriebs wurden viele wichtige Erkenntnisse gewonnen – etwa zur technischen Zuverlässigkeit, zum Verhalten der Anlagen bei extremem Wetter sowie zur Umweltverträglichkeit.
Alpha ventus lieferte nicht nur wertvolle Daten für Forschung und Industrie, sondern bewies auch, dass Offshore Windkraft unter den Bedingungen der Nordsee technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Diese Erfahrungen legten die Grundlage für viele nachfolgende Großprojekte in der deutschen Nord- und Ostsee.
2014: Weitere Wind Offshore Projekte werden ans Netz angeschlossen.
2015–2017: Große Windparks wie DanTysk mit 80 und Sandbank mit 72 Turbinen werden fertiggestellt. An beiden ist Vattenfall zu je 51 Prozent beteiligt. Die zwei Windparks setzen erstmals neue Turbinengenerationen und optimierte Fundamenttechnologien ein. Außerdem profitieren Dan Tysk und Sandbank von einem einzigartigen Betriebsmodell: Eine Wohnplattform ist mit dem Umspannwerk verbunden und wird so zu einem Offshore-Hotel für 50 Servicemitarbeitende.
Ab 2017: Ausschreibungen zur Projektvergabe durch die Bundesnetzagentur werden eingeführt – wodurch der Offshore-Ausbau marktorientierter wird.
Diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass Deutschland heute zu den führenden Nationen im Bereich Offshore Windkraft gehört.
Danach folgten immer größere Projekte. Besonders in der Nordsee wurden viele Offshore Windparks errichtet. Die Nordsee bietet ideale Bedingungen: viel Wind, große Wassertiefen und genug Platz. Auch in der Ostsee wurden einige Parks gebaut – allerdings in kleinerem Maßstab.
2023: In den Niederlanden wird der Windpark Hollandse Kust Zuid in Betrieb genommen. Er gehört Vattenfall zu 50 Prozent und ist der weltweit erste Offshore Windpark, der ohne Subventionen auskommt. Er umfasst 139 Windräder mit jeweils 11 MW Leistung.
Seit 2015 steigt die installierte Leistung kontinuierlich. Bis 2030 sollen mindestens 30 Gigawatt erreicht werden. Neue Flächen werden vorbereitet und der Netzausbau wird vorangetrieben. Die deutsche Nordseeküste spielt dabei eine Schlüsselrolle. Es wird auch geprüft, wie Windstrom mit Wasserstofferzeugung verbunden werden kann. Insgesamt entwickelt sich die Offshore-Windkraft von einer Nischenlösung zu einer tragenden Säule der erneuerbaren Energieversorgung.
In Deutschland ist die Planung und Genehmigung von Offshore Windparks ein komplexer, mehrjähriger Prozess. Dieser wird streng geregelt und von zahlreichen Behörden begleitet. Das Ziel ist es, Projekte technisch sicher, wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch verträglich umzusetzen.
Zunächst erfolgt eine zentrale Raumordnung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), das sogenannte Flächenentwicklungsplanungen erstellt. In diesen Plänen wird festgelegt, welche Meeresgebiete sich für Offshore Windparkanlagen eignen. Dabei werden verschiedene Kriterien berücksichtigt: Windverhältnisse, Wassertiefe, Abstand zur Küste, bestehende Nutzungen wie Schifffahrtsrouten oder Naturschutzgebiete sowie technische Machbarkeit.
Ist eine geeignete Fläche bestimmt, folgt ein Ausschreibungsverfahren, das von der Bundesnetzagentur durchgeführt wird. Nur Bieter, die bestimmte technische, finanzielle und planerische Voraussetzungen erfüllen, dürfen sich beteiligen.
Nach dem Zuschlag beginnt die eigentliche Projektentwicklung. Diese umfasst:
Anschließend reichen Projektentwickler einen umfassenden Antrag bei den zuständigen Behörden ein. Dieser enthält u.a.
Die Behörden prüfen, ob das Projekt mit geltendem Recht, Sicherheitsanforderungen und Umweltstandards vereinbar ist. Bestandteile der Genehmigung sind:
Das Genehmigungsverfahren selbst ist vielschichtig. Neben dem BSH sind auch das Umweltbundesamt, Fischerei- und Naturschutzverbände, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sowie betroffene Bundesländer eingebunden. Die Öffentlichkeit wird über Anhörungen und Einspruchsmöglichkeiten beteiligt. Wenn alle Vorgaben erfüllt sind und keine schwerwiegenden Bedenken bestehen, erfolgt die Genehmigung. Damit ist der Weg frei für Bau, Installation und Betrieb des Offshore Windparks. Die gesamte Vorlaufzeit von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme beträgt in der Regel sieben bis zehn Jahre. Nach rund 25 Jahren endet in der Regel die Nutzungszeit, und ein geordneter Rückbau beginnt. Deutschland hat mit diesem Verfahren einen europaweit anerkannten Standard etabliert. Das Ziel ist ein transparenter, planbarer und rechtssicherer Ausbau der Offshore Energie, der gleichzeitig hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards wahrt.
Die Offshore Energie wird von Offshore Windrädern direkt auf dem Meer erzeugt. Damit der Strom genutzt werden kann, muss er zum Festland transportiert werden. Dazu durchläuft die Windenergie mehrere Stationen: Zunächst gelangt der erzeugte Strom von den Offshore Windkraftanlagen zu einer Umspannplattform, oder auch Konverterplattform, auf See. Dort wird er gesammelt und in Hochspannungs-Gleichstrom (HGÜ) umgewandelt. Diese Technik ist besonders verlustarm beim Transport über große Entfernungen. Über leistungsstarke Seekabel wird der Strom dann unter dem Meeresboden bis zur Küste geführt. Dort erfolgt in der Landstation eine erneute Umwandlung in Wechselstrom, damit der Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden kann. Diese Übertragungstechnologien ermöglichen es, auch weit entfernte Offshore Windparks effizient an das Übertragungsnetz auf dem Festland anzubinden.
Offshore vs. Onshore: ein Vergleich
Offshore- und Onshore-Windenergie sind zwei unterschiedliche Ansätze zur Nutzung der Windkraft. Beide haben eigene Stärken und Schwächen:
Offshore Windparks werden auf dem Meer errichtet. Sie profitieren kräftigen Winden und großen Flächen. Zudem sind auf See leistungsstarke, große Anlagen möglich. Dadurch ist die Stromerzeugung, also die produzierten Megawattstunden (MWh) besonders hoch. Allerdings ist die Errichtung solcher Parks mit deutlich höheren Kosten verbunden. Die Installation auf See, der Netzanschluss über lange Seekabel und die Wartung unter maritimen Bedingungen sind sehr aufwendig.
Demgegenüber stehen Onshore-Windparks, die an Land errichtet werden. Sie sind leichter zugänglich, günstiger im Aufbau und ermöglichen einfachere Wartung. Der Netzanschluss ist technisch weniger anspruchsvoll. Allerdings stoßen Onshore-Anlagen oft auf Widerstand in der Bevölkerung – etwa wegen Lärm, Schattenwurf oder Eingriffen ins Landschaftsbild. Zudem ist der Platz an Land begrenzt, besonders in dicht besiedelten Regionen.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Beide Technologien ergänzen sich sinnvoll. Der weitere Ausbau der Windenergie wird sowohl auf leistungsstarke Offshore Windkraftanlagen als auch auf flächeneffiziente Onshore-Projekte angewiesen sein.
Die Offshore Windkraft steht insgesamt vor einer vielversprechenden Zukunft – sowohl in Deutschland als auch weltweit. Sie ist ein zentraler Baustein für die Erreichung der Klimaziele und für eine sichere, unabhängige Energieversorgung. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Technologie rasant entwickelt. Die Leistung einzelner Anlagen ist deutlich gestiegen, Rotorblätter sind heute über 100 Meter lang, und moderne Windturbinen erreichen Leistungen von 15 Megawatt.
In Deutschland verfolgt die Bundesregierung ambitionierte Ausbauziele: Bis 2030 sollen mindestens 30 Gigawatt Offshore-Leistung installiert sein, bis 2045 sogar 70 Gigawatt. Dazu wird nicht nur der Bau neuer Parks gefördert, sondern auch die Netzinfrastruktur massiv ausgebaut. Neue "Stromautobahnen" (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, HGÜ) sollen den Strom aus der Nordsee bis in den Süden der Republik transportieren.
Kosten
Trotz der hohen Kosten sind Offshore Windenergieanlagen ein attraktives Investitionsfeld. Die erzeugte Energie lässt sich zunehmend wettbewerbsfähig vermarkten – insbesondere durch steigende CO₂-Preise und wachsenden Bedarf an erneuerbarer Energie. Auch für die regionale Wirtschaft ergeben sich Vorteile: Häfen werden modernisiert, spezialisierte Arbeitsplätze entstehen und die Industrie profitiert von einem wachsenden Markt für Offshore Technologie.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt profitiert vom Offshore Windenergieausbau. Bereits heute entstehen in vielen Bereichen spezialisierte Offshore Arbeitsplätze – vom Schiffsbau über die Elektrotechnik bis zur maritimen Logistik. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften wächst stetig. Vor allem in küstennahen Regionen wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern bietet der Offshore Sektor langfristige Beschäftigungsperspektiven – sowohl in Industrie und Handwerk als auch in Forschung und Verwaltung.
Mit dem weiteren Ausbau der Offshore Windkraft wird dieser Trend zunehmen. Ausbildungsprogramme, Studiengänge und Umschulungsmaßnahmen werden ausgebaut, um den steigenden Personalbedarf zu decken und Deutschland als führenden Standort für Offshore Arbeitsplätze zu etablieren.
Technische Innovationen
Ein besonders zukunftsträchtiger Innovationsbereich ist die schwimmende Offshore Windkraft. Während herkömmliche Anlagen auf festen Fundamenten stehen, können schwimmende Plattformen auch in tiefen Gewässern installiert werden. Damit erschließen sich weltweit neue Einsatzgebiete – etwa vor den Küsten Norwegens, Japans oder Kaliforniens.
Internationale Entwicklung
Auch international nimmt der Ausbau Fahrt auf. Länder wie das Vereinigte Königreich, Dänemark, die Niederlande und China investieren massiv in neue Offshore Kapazitäten. Die Nordsee entwickelt sich zunehmend zu einem europäischen Windkraftzentrum mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit und gemeinsamer Netzplanung.
Zukunftstrends im Überblick