Lars Mähl, Head of Commodity Origination bei Vattenfall Energy Trading​, der einen Vortrag vor Publikum hält.

„Grundsätzlich kann jeder zu mehr Nachhaltigkeit beitragen“

Im Interview mit BASF spricht Lars Mähl über Nachhaltigkeitsziele, Netzausbau und das veränderte Verhalten der Kunden.

Juni 2019

Bei der Veranstaltungsreihe „Talk Sustainability – Nachhaltigkeit im Dialog“ können Mitarbeiter von BASF, einem der weltweit größten Chemieunternehmen mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein, mit externen Experten über ausgewählte Themen diskutieren. Am 14. Juni präsentierte Lars Mähl, Managing Director bei Vattenfall Europe Power Management GmbH, Ziele und Maßnahmen des Energieversorgers Vattenfall in Ludwigshafen.

Herr Mähl, welche Nachhaltigkeitsziele hat sich Vattenfall gesetzt und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um diese zu erreichen?

Lars Mähl: Vattenfall hat sich das Ziel gesetzt, innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen. Dafür investieren wir zum einen in unserem eigenen Erzeugungsmix in erneuerbare Energien und treiben den Ausstieg aus der Kohlenutzung voran. Wir unterstützen zudem unsere Kunden und Geschäftspartner, indem wir klimaneutrale Lösungen anbieten und neue Technologien entwickeln, beispielsweise im Bereich der Stahl- und Zementproduktion. Wir sehen in der Elektrifizierung den Weg hin zur Klimaneutralität und treiben die Elektromobilität voran durch den Aufbau eines internationalen Ladenetzwerks.

 

Werden wir schnell genug ausreichend Strom aus erneuerbaren Quellen haben, um unsere Treibhausgasminderungsziele einzuhalten? Wie leistungsfähig bzw. regelungsfähig sind erneuerbare Anlagen bei hoher Last und für Großverbraucher?

Dass ein Umbau auf ausschließlich erneuerbare Energien auf einem bezahlbaren Kostenniveau umsetzbar ist, wurde von der EU bereits untersucht und bestätigt. Insofern sind wir davon überzeugt, dass die Ziele erreichbar sind. Leistungsfähigkeit bedeutet vor allem, dass Energie bereitgestellt wird, wenn sie benötigt wird. Zurzeit gibt es zwar Anlagen, die für eine solche Leistung qualifiziert sind, langfristig brauchen wir jedoch noch leistungsfähigere Speicher.

 

Inwiefern engagiert sich Vattenfall beim Thema Batteriematerialien?

Es ist uns sehr wichtig, bei Batteriematerialien auf Nachhaltigkeit zu achten. Wo sie herkommen, wie sie verarbeitet werden und unter welchen Arbeitsbedingungen sie produziert werden – diese Fragen sind aus der Nachhaltigkeitsperspektive absolut berechtigt und müssen bei jedem Rohstoff, der bezogen wird, gestellt werden. Auch wenn Vattenfall nicht selbst an der Batterieproduktion beteiligt ist, stellen wir sicher, dass unsere Lieferanten bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

 

Es reicht nicht, ausreichend Strom zu produzieren, sondern er muss auch dort verfügbar sein, wo er genutzt wird. Wir brauchen also einen schnellen Netzausbau. Dieser scheitert aber vielfach an der Akzeptanz der Anwohner. Wird der Netzausbau zum Bottleneck der Energiewende?

Die Bundesregierung hat dieses Problem adressiert und auch bereits Fortschritte gemacht. In Bayern und Baden-Württemberg einigten sich zuletzt die Landesregierungen darauf, dass der Netzausbau beispielsweise vermehrt unterirdisch umgesetzt werden soll. Insofern glaube ich nicht, dass der Ausbau langfristig ein Bottleneck sein wird.

 

Welche Veränderungen konnten Sie in den letzten Jahren im Verhalten Ihrer Kunden feststellen?

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität werden immer wichtiger. Mit Blick auf die letzten Jahre stellen wir fest, dass unsere Unternehmenskunden sogar noch stärker auf Klimaneutralität setzen als unsere Haushaltskunden. Es wird deutlich, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Ein Grund dafür ist auch die preisliche Entwicklung, denn erneuerbare Energien sind mittlerweile wettbewerbsfähig – das fördert den klimaneutralen Ausbau.

 

Wie können Verbraucher nachvollziehen, ob der Strom, den sie kaufen, auf erneuerbaren Energien basiert?

Beim Unternehmenskunden kann beispielsweise mit technischen Mitteln viertelstündlich nachgewiesen werden, dass der Strom, der zum Beispiel in einer Windkraftanlage produziert wurde, auch im Unternehmen ankommt. Das nennt man ein Power Purchase Agreement (PPA).

 

Wie kann jeder Einzelne mit seinem Energieverbrauch zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen?

Grundsätzlich kann jeder zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Dazu gehört als erstes, Emissionen zu vermeiden, das heißt Energie einzusparen. Weiter kann man die Möglichkeit wahrnehmen, bei Unternehmen einzukaufen, die Nachhaltigkeit fördern und diesen Aspekt in die eigene Kaufentscheidung miteinbeziehen.

 

Herr Mähl, vielen Dank für das Interview.

 

Weitere Informationen

Christoph Jäkel zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei BASF

Christoph Jäkel ist Vice President Sustainability Strategy bei BASF. Im Interview verdeutlicht er die strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei BASF und zeigt auf, welche Maßnahmen das Unternehmen zum Schutz des Klimas ergreift. Zum Beispiel mit effizienter Energienutzung und durch Nutzung erneuerbarer Energien.

Zum Interview

Lars Mähl, Head of Commodity Origination bei Vattenfall Energy Trading​.

Zur Person

Seit Juli 2019 hat Lars Mähl die Position als Head of Commodity Origination inne und war bisher Leiter der Abteilung Externes Portfolio Management bei der Vattenfall Energy Trading GmbH und ist ebenfalls Geschäftsführer der Vattenfall Europe Power Management GmbH.

Bis November 2016 leitete er drei Jahre lang das Central European Origination bei Vattenfall Energy Trading. Vor dieser Zeit hatte er verschiedene Positionen im Bereich Energiehandel und Origination bei Cargill, BayernLB und Houston Street. Lars Mähl bringt fast 20 Jahre Erfahrung aus Energiemärkten mit und seine Berufserfahrung umfasst Positionen aus den Branchen Banken, Rohstoffhandel, Beratung und Start-Up. Er hat einen Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur der Technischen Universität Berlin.