Die Gaspreise im Großhandel begannen das Jahr 2020 schon verhältnismäßig schwach – und stürzten zwischenzeitlich außergewöhnlich tief. Gemeinsam mit den internationalen Ölpreisen, die erstmals in der Geschichte des Handels negative Werte erzielten, begaben sich die Gaskontrakte im Corona-Jahr auf Achterbahnfahrt. Ein Rückblick.
Schon zu Beginn des Jahres handelten Öl und Gas infolge des relativ milden Winters mit geringem Heizbedarf auf eher niedrigem Niveau. Im Gasmarkt handelte das Kalenderjahr 2021 im deutschen Marktgebiet NCG bei 16-17 Euro/MWh. Befeuert wurde der Preisverfall auch durch einen andauernden Ölförder-Streit zwischen dem Förderkartell OPEC, Saudi-Arabien und Russland bezüglich zulässiger Fördermengen.
März machte sich dann nach China auch in Europa und den USA das Coronavirus breit, erste Lockdowns folgten und die Unsicherheit – auch in der Weltwirtschaft – nahm zu. Obwohl weltweit die Nachfrage nach Erdöl zurückging, weigerte sich Russland zunächst, die eigene Fördermenge zu reduzieren. Saudi-Arabien reagierte mit einer weiteren Preissenkung und erhöhte sogar die Fördermenge. Das gegenseitige Unterbieten hatte einen starken Preisverfall im Öl zur Folge, WTI rutschte im April erstmals ins Minus.
Ölpreisindexierung ist heute zwar weniger relevant als früher – trotzdem gibt es nach wie vor eine Kopplung der Gaspreise an den Ölmarkt. Somit gab auch der Preis für Erdgas weiter nach: Der mittelfristige, sehr günstige NCG-Gaspreis für den April 2020 fiel folglich nochmals von gut 10 Euro/MWh auf 8 Euro/MWh. Auch der längerfristige Gaspreis für das Jahr 2021 musste einen Verlust von über 20 Prozent auf gut 12 Euro/MWh hinnehmen.
Im Sommer erholten sich die Kurse, sowohl für Gas als auch für Öl. Die abflachenden Kurven der Corona-Infektionszahlen sowie verschiedene Rettungspakete auf nationaler und europäischer Ebene gaben bullishe Impulse. Auch die erstarkende chinesische Wirtschaft und positive Aussichten bei der Entwicklung von Impfstoffen unterstützten die Entwicklung. Darüber hinaus führten im Herbst fallende Temperaturen gekoppelt mit steigender Nachfrage zunächst zu einem Anstieg der Erdgaspreise. Das Jahr 2021 handelte Anfang Oktober teilweise wieder knapp unter 15 Euro/MWh.
Nach diesen festeren Preisen gaben die Kontrakte im November allerdings wieder nach. Steigende COVID19-Fallzahlen und erneute Lockdowns oder Teil-Lockdowns in Europa sorgten wiederholt für Unsicherheit. Dadurch fiel Cal 21 Ende November erneut auf fast 13 Euro/MWh.
Trotz der weiterhin vor allem in Europa und den USA steigenden Fallzahlen stützt derzeit die Aussicht auf die nahende Zulassung mehrerer Impfstoffe die wirtschaftlichen Aussichten. Ein Ende – oder zumindest Abflachen – der Corona-Pandemie könnte wieder eine höhere wirtschaftliche Aktivität und steigende Nachfragewerte sowie in der Folge auch steigende Preise bedeuten.
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