Beim letzten Marktausblick im März sprachen wir bereits von „Entspannung“ auf allen Energiemärkten. Im Vergleich zum Vorjahr trifft die Bewertung noch immer zu – wenngleich derzeit bei allen Produkten wieder etwas höhere Preise und leicht bullishe Tendenzen vorherrschen.
Das Frontjahr am Strommarkt, das Base 2024, hat in diesem Jahr eine kräftige Abwärtsbewegung erfahren. Lag es zu Jahresbeginn noch bei 213 EUR/MWh, so handelt das Produkt aktuell bei 149 EUR/MWh. Mit dem Jahrestiefstwert Anfang Juni spannt sich somit bisher eine Range von knapp 100 EUR/MWh auf. Im letzten Jahr, als die starken Preisverwerfungen mit einer nie dagewesenen Volatilität ihren Höhepunkt hatten, gab es solche Bewegungen innerhalb von zwei Tagen. Nach dieser Erfahrung begegnet man der derzeitigen Volatilität mit einer gewissen Gelassenheit. Insbesondere die nachgebenden Gaspreise und die sehr gute Stromproduktion durch die erneuerbaren Energien sorgten – trotz des im April vollzogenen Kernkraftausstiegs – für ein bearishes Umfeld. Aktuell ziehen die Preise wieder an, was unter anderem auf ansteigende Kühlungsprozesse, Befürchtungen vor einer neuen Trockenperiode sowie niedrigere Gaslieferungen zurückzuführen ist.
Auch der Gasmarkt hat sich beruhigt, denn die Worst-Case-Szenarien in Bezug auf die Gasversorgung 2023 traten nicht ein. Ein relativ milder Winter, Einsparmaßnahmen der Bevölkerung, ein geringerer Gasverbrauch der Industrie, die im historischen Vergleich hohen LNG-Lieferungen sowie der im Rekordtempo begonnene Aufbau einer eigenen LNG-Infrastruktur sorgten in 2023 für eine sehr schnelle Befüllung der Gasspeicher. Anfang Juni war das September-Ziel von 75 Prozent bereits erreicht. Das Gas-Frontjahr THE startete Anfang Januar bei 81 EUR/MWh, erreichte Anfang Juni sein diesjähriges Low bei 43 EUR/MWh und wird derzeit bei 53,7 EUR/MWh gehandelt. Einige Marktteilnehmer weisen noch mahnend auf den bevorstehenden Winter 2023/2024 hin. Wird dieser im Gegensatz zum letzten Winter kalt, kann es immer noch zu einer Gasmangellage mit entsprechenden Preiskapriolen kommen. Um dem vorzubeugen, gab es jedoch reichlich Gelegenheit, die niedrigeren Preise zum Hedgen zu nutzen. Zurzeit ziehen die Preise aufgrund niedriger Mengen aus Norwegen und geringerer LNG-Lieferungen wieder etwas an. Dies schürt mit Blick auf den Herbst und Winter offenbar Befürchtungen einer Gasmangellage.
Am API2 Kohlemarkt vollzog sich ein ähnlicher Preisrutsch wie am Strom- und Gasmarkt. Startete das API2 Frontjahr im Januar noch bei 172 USD/t, rutsche es Anfang Juni auf 91 USD/t und handelt derzeit bei 114 USD/t. Die seit August 2022 aufgrund des Kohleboykotts ausbleibenden russischen Kohlelieferungen konnten durch Mengen aus Südafrika und Kolumbien kompensiert werden. Auch half der milde Winter dabei, die europäischen Kohlelager aufzufüllen. Zurzeit rücken fallende Flusspegelstände in den Vordergrund, die eine ausreichende Versorgung der Kohlekraftwerke gefährden könnten.
Einzig der EUA-Markt verzeichnete 2023 einen Preisanstieg. Ausgehend von 84 EUR/t fiel der Preis für ein Zertifikat auf 77 EUR/t, stieg dann auf rund 100 EUR/t und handelt derzeit bei 93 EUR/t. Scheinbar ist der Markt von spekulativ orientierten Marktteilnehmern geprägt, so dass preisliche Veränderungen nicht immer fundamentale Ursachen haben.
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