Aktuelle Marktentwicklung

In Anbetracht des Krieges in der Ukraine sind die Verwerfungen an den Finanz- und Energiemärkten enorm und stellen alle anderen Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit in den Schatten. Für Händler eine große Herausforderung.

April 2022

Die seit Jahren beobachteten Preiskorrelationen zwischen unterschiedlichen Rohstoffen, die Zusammenhänge der Preisentwicklungen von Gas, CO2, Kohle und Strom, die sorgsam ausgetüftelte Sensitivitäten der einzelnen Märkte untereinander, Fundamentaldaten … all das spielt zurzeit kaum noch eine Rolle. Anstatt dessen zirkuliert ein Wort derzeit immer wieder durch den Energiehandel: Risikoprämie.

 

Bevor wir jedoch auf die Risikoprämie eingehen, noch eine kurze Beschreibung der Märkte, mit den Extremwerten der vergangenen Wochen:

Der Base-Strompreis für den April 2022 lag einen Tag vor Kriegsbeginn am 23. April bei 196,55 EUR/MWh. Einen Tag später, am 24. April, stieg der Preis bis auf 307 EUR/MWh und fand sein Allzeit-Hoch am 7. März bei sagenhaften 605 EUR/MWh. 

Eine ähnliche Preisentwicklung konnte bei Base-Quartalsprodukten beobachtet werden. Das Base Q2, welches einen Tag vor Kriegsbeginn noch bei 200 EUR/MWh gehandelt wurde, fand seinen Höchstwert am 7. März bei 565 EUR/MWh. 

Auch am CO2-Markt gab es eine preisliche Achterbahnfahrt, wie man sie noch nie gesehen hat: Eine Woche nach Kriegsbeginn rutschte der CO2-Preis innerhalb von zwei Tagen von 84 EUR/Tonne auf 54 EUR/Tonne um dann innerhalb von 10 Tagen wieder auf 78 EUR/Tonne zu steigen.

Risikoprämie
 

Aber was ist das eigentlich, eine Risikoprämie? Was bedeutet eine Risikoprämie im Energiemarkt, einem Markt mit liquiden, standardisierten Produkten? Wer bestimmt diesen Aufschlag und wie hoch ist dieser? Die Begriffe Risikoprämie und Risikoaufschlag sind eigentlich bei Banken in Zusammenhang mit Kreditausfallrisiken geläufig, oder im Versicherungswesen, um beispielsweise höhere Gesundheitsrisiken abzusichern. 

Wie findet sich ein Risikoaufschlag im Energiemarkt wieder? Die Antwort ist relativ einfach: Die Märkte unterliegen mehr als je zuvor der Spekulation. Die Märkte sind ´nachrichten-getrieben´, Ängste und Unsicherheiten dominieren und führen zu der Bereitschaft, hohe Preise zu bezahlen. Auch die hohe Volatilität und die zeitweise geringe Liquidität an den Energiemärkten zieht spekulative Marktteilnehmer an.

 

Zur weiteren Erläuterung ein kleiner Rückblick auf den Sommer 2015: 

Der Strommarkt kannte damals seit Jahren nur eine Richtung, er fiel. Für das Base eines Stromjahresprodukts zahlte man 2011 ca. 60 EUR/MWh, im Sommer 2015 war es ungefähr die Hälfte. Damit gab es innerhalb von vier Jahren für ein Stromjahresprodukt einen Preisverfall um 30 EUR/MWh. 

Die installierte Leistung bei der Photovoltaik hat sich im ähnlichen Zeitraum mehr als verdoppelt, nämlich von 18 GW in 2010 auf 39 GW in 2015. Auch der Ausbau der On- und Offshore Windräder hat kräftig zugelegt, von 36 GW in 2010 auf 41 GW in 2015. 

Gleichzeitig waren die Finanzkrise von 2008 und die Fukushima-Katastrophe aus 2011 – zumindest im Energiehandel – Geschichte. Fast schon schien es, als sei der Stromhandel aufgrund der schwachen Volatilität und der ewig fallenden Preise nicht mehr attraktiv. 

Wie sehr sich der eine oder andere Händler getäuscht hat! Die oben beschriebene Preisbewegung von 30 Euro in vier Jahren ist nun innerhalb weniger Tage zu beobachten. So rutschte zum Beispiel das Base 2023 im Zeitraum vom 8. bis zum 21. März von 188 EUR/MWh auf 158 EUR/MWh.

Ausblick
 

Wie sich die Preise in den kommenden Wochen entwickeln werden, ist so unsicher wie noch nie. In der Gleichung für einen Strompreis gibt es zurzeit zu viele Unbekannte. Wann wird der Krieg endlich beendet? Werden wir erfolgreich Alternativen zu den Gas- und Kohlelieferungen aus Russland finden – und wenn ja, zu welchem Preis? 

Kann das Tempo des Ausbaus der Erneuerbaren massiv gesteigert werden? Wird es signifikante Fortschritte bei der Speicherung von Energie geben? Kann es insgesamt ein Umdenken in der Gesellschaft geben, welches zu einem geringeren Energieverbrauch führt? Wird am frühzeitigen Ausstieg aus der Kohleverstromung festgehalten? 

Der Krieg in Europa markiert nicht nur politisch und gesellschaftlich eine Zeitenwende, auch der Energiemarkt wird sich verändern.

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