Was sind Power Purchase Agreements (PPA)?

Begriffe kurz erklärt

Power-Purchase-Agreement bedeutet wörtlich übersetzt „Strom-Kauf-Vereinbarung“. Meist wird die Abkürzung PPA verwendet.

Bei einem PPA handelt es sich um einen langfristigen Vertrag zwischen einem Stromerzeuger und einem Stromabnehmer. Der Vertrag regelt die Lieferung einer Strommenge zu einem festgelegten Preis und über einen festgelegten Zeitraum. Grundsätzlich sind PPAs technologieneutral, meist wird diese Vertragsform aber für den Verkauf bzw. Kauf von Strom aus erneuerbaren Energien verwendet. Daher werden PPA oft auch als Green PPA bezeichnet.

Was ist ein Power Purchase Agreement (PPA)?

Für Erzeuger ist ein PPA eine Möglichkeit, die Abnahme ihres Stroms aus Erneuerbare-Energien-Anlagen zu vereinbaren und damit die Investition abzusichern. Bei Anlagen, die aus der EEG-Förderung laufen, werden PPAs zur Anschlussfinanzierung eingesetzt. Ein PPA ist also im Gegensatz zu Fördermechanismen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein marktwirtschaftliches, flexibles und individuelles Finanzierungsinstrument.

Für Abnehmer ist ein PPA eine Möglichkeit, sich PPA Strom aus erneuerbaren Energien zu einem festen Preis zu sichern. Damit erreichen Unternehmen zwei Dinge: Erstens verringert sich ihr Risiko, schwankende Strompreise im Großhandel zahlen zu müssen, zweitens verbessern Sie mit einem Wind PPA oder Solar PPA ihre Klimabilanz des Unternehmens verbessern.

Wie funktioniert ein PPA?

Da ein PPA ein individueller Vertrag zwischen Erzeuger und Abnehmer ist, müssen sie viele einzelne Vertragsbestandteile verhandeln. Dazu gehören:

  • Laufzeit: Mit einem PPA kauft ein Abnehmer Strom zu einem festgelegten Preis über einen bestimmten Zeitraum, oft 5-20 Jahre. 
  • Preis: Der Preis kann für die Laufzeit fixiert werden und berechnet sich aus dem Marktwert und Erwartungen bezüglich der Preisentwicklungen auf den Terminmärkten. Man nennt das PPA dann festes PPA oder fixed PPA. Wenn ein PPA an den Börsenpreis gekoppelt ist, wird es variables PPA oder floating PPA genannt. Insbesondere Post-EEG Anlagen werden oft flexibel auf Basis von Spotpreisen oder Monatsmarktwerten vergütet, denn dieses Vorgehen verringert die Risiken und Verpflichtungen der Vertragspartner.
  • Herkunft des Stroms: Bei der tatsächlichen physikalischen Lieferung wird das PPA für bestimmte Anlagen, etwa einen Windpark oder Solarpark, abgeschlossen. In diesem Fall spricht man von einem physischen PPA oder physical PPA. 
  • Lieferung: Handelt es sich um ein Finanzierungsinstrument ohne direkten Stromfluss, so wird der Vertrag als synthetisches PPA (synthetic PPA) oder virtuelles PPA (virtual PPA) bezeichnet.
  • Weitere Details: Neben der Laufzeit und der Preisgestaltung regelt ein PPA Details wie die Risikoverteilung und die Charakteristika des Stroms. Meist handelt es sich um ein Wind PPA oder ein Photovoltaik PPA.
     

Vorteile von Power Purchase Agreements

Ein PPA ist ein flexibles, individuelles und marktwirtschaftliches Instrument zur Finanzierung erneuerbarer Energien. In vielen Ländern – etwa den USA – sind sie auf dem Vormarsch und werden gern von Unternehmen abgeschlossen, die ihre Treibhausgasemissionen reduzieren wollen. Immer häufiger sind darunter auch internationale Großkonzerne wie Google oder Amazon. Auch in Deutschland werden PPAs auf Erzeuger- und Abnehmerseite immer beliebter.

Zu den Vorteilen von PPAs zählen unter anderem:

  • Flexibilität: Die Vertragspartner können das PPA individuell verhandeln und an ihre Bedürfnisse anpassen. 
  • Finanzielle Sicherheit für Stromerzeuger: Für den Stromerzeuger bieten PPAs die Möglichkeit, unabhängig von Marktschwankungen langfristige und stabile Einnahmen zu sichern. Für Neuanlagen bieten sie eine gute Finanzierungsmöglichkeit, für Post-EEG-Anlagen auch über die Förderdauer hinaus wirtschaftliche Sicherheit.
  • Finazielle Sicherheit für Stromverbraucher: Für Abnehmer bieten PPAs langfristig kalkulierbare Kosten für ihre Stromversorgung und somit eine Absicherung gegenüber steigenden und volatilen Strompreisen.
  • Versorgungssicherheit: Für Abnehmer bieten PPAs eine hohe Versorgungssicherheit mit ausgewählten erneuerbaren Energien.
  • Klimaschutz: Der Bezug grüner Energie kann ein wesentlicher Teil einer unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie sein – sowohl für das Erreichen der Klimaziele als auch für das Image und die Unternehmenskommunikation. 
  • Insgesamt: PPAs können den Ausbau von erneuerbaren Energien sowie deren Integration und Wettbewerbsfähigkeit unterstützen.
     

Nachteile von PPAs

Wie bei vielen Dingen ist auch bei PPAs ihr größter Vorteil gleichzeitig ihr größter Nachteil: Aufgrund ihrer Individualität und ihrer Flexibilität bieten sie eine extreme Bandbreite in der Vertragsgestaltung. Die Partner müssen das allgemeine Energierecht, das EEG und das Zivilrecht hinzuziehen und die Entwicklung der staatlichen Regulierung beachten. 

Ebenso ist es schwierig, die Marktentwicklung vorherzusagen, die fluktuierende Erzeugung einzuschätzen und dementsprechend die Preise zu kalkulieren. Daher empfiehlt es sich, das PPA mit Strom-Forwards und anderen Hedging-Strategien abzusichern.

Die European Federation of Energy Traders (EFET) hat einen PPA-Mustervertrag erarbeitet, der gängige Klauseln und Formulierungen beinhaltet. Dieses Rahmenwerk hilft, die klassischen Faktoren wie Abnahmemengen, Lieferzeiten und Preise festzulegen sowie Dinge wie Verhaltensvorschriften, Instandhaltungspflichten und Kündigungsklauseln zu regeln. 

Arten von Power Purchase Agreements

Es gibt unterschiedliche Arten, PPAs zu bezeichnen. Dabei spielen der Stromfluss, der Standort der Anlagen und das Kunden-Lieferanten-Verhältnis eine Rolle.

Greenfield PPAs und Green Corporate PPAs

Von Greenfield PPAs ist meist die Rede, wenn es sich um ein Wind PPA oder Photovoltaik PPA handelt, bei dem der Vertragspartner ein Stromerzeuger ist.
Von Green Corporate PPAs ist meist die Rede, wenn es sich um ein Wind PPA oder Photovoltaik PPA handelt, bei dem der Vertragspartner ein Stromverbraucher ist – etwa ein Industrieunternehmen oder ein Energieversorger oder Weiterverkäufer.

On-Site PPA und Off-Site-PPA

Ein weiteres Merkmal zur Unterscheidung sind die Standorte von Erzeugung und Abnahme. Bei einem On-Site-PPA stehen Erzeugungsanlage und Stromabnehmer in der Nähe. Dabei findet eine direkte Stromlieferung statt; das öffentliche Stromnetz wird nicht genutzt. Dies ist etwa der Fall, wenn eine Solaranlage direkt auf dem Gelände eines Industrieunternehmens steht.

Bei einem Off-Site-PPA wird das öffentliche Netz für die Stromlieferung genutzt. Daher ist hier ein Bilanzkreismanagement nötig. Wenn ein Energiedienstleister das PPA abgewickelt und verschiedene Dienstleistungen wie Prognosen, Bilanzkreisführung, Vermarktung von Herkunftsnachweisen oder Risiken übernimmt, wird das PPA auch als sleeved PPA bezeichnet.

Physische PPAs, direkte PPAs und virtuelle PPAs

Physische PPAs und direkte PPAs sind bilaterale Verträge zwischen Erzeuger und Abnehmer, bei denen der Erzeuger den Strom direkt an den Abnehmer liefert. Dabei wird kein Strom ins öffentliche Netz eingespeist. Dies ist meist der Fall, wenn sich die Erzeugungsanlage und die Verbrauchsstelle in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Der Begriff wird ebenfalls synonym zu On-Site-PPA verwendet.

Unter virtuellen PPAs, synthetischen PPAs oder auch finanziellen PPAs versteht man Verträge, bei denen der Strom nicht physisch geliefert wird. Stromproduzent und Verbraucher liegen in verschiedenen Preiszonen oder Bilanzkreisen und der physische Stromfluss ist vom finanziellen Geldfluss entkoppelt. Der PPA Strom wird klassisch gehandelt, zum Beispiel an der Strombörse: Meist ist ein PPA Anbieter eingeschaltet, der den produzierten Strom verkauft. Für die Lieferung wird die gleiche Menge Strom eingekauft. Die Eigenschaft der Stromlieferung – zum Beispiel bei grünem Strom – wird durch Herkunftsnachweise gekennzeichnet.
 

Schritte zur Implementierung eines PPA

Ein Betreiber einer Erneuerbare-Energien-Anlagen sollte sich gut auf den Abschluss eines Power Purchase Agreements vorbereiten. Zunächst muss er die Fakten der Anlage zusammenstellen, etwa die Leistung in MWp, die Koordinaten des Standorts, die geplante Inbetriebnahme und die gewünschte Vertragslaufzeit. Außerdem sollten ein Satzungsbeschluss und eine Baugenehmigung vorliegen.

Mit diesen Daten kann er zunächst die Finanzierung des Projekts klären: Banken können die Wirtschaftlichkeit des Projekts bewerten und Finanzierungsangebote machen. Ein PPA Unternehmen kann als Dienstleister eine erste Preisindikation für die Vergütung erstellen. 

Im weiteren Verlauf des Projekts muss der Betreiber sicherstellen, dass die Anlagen fernsteuerbar sind. Außerdem muss er beim Herkunftsnachweisregister beim Umweltbundesamt ein Konto für die Herkunftsnachweise einrichten.

 

PPA vs. andere Finanzierungsmodelle

Neben PPAs gibt es weitere Finanzierungsmodelle für erneuerbare Energien. Dazu zählen:

  • Einspeisevergütung: In Deutschland wurde dazu das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt. Dies beruht auf einer Einspeisevergütung, bei der Betreiber von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien eine garantierte Vergütung für den Strom erhalten, den sie ins Netz einspeisen.
  • Steuervergünstigungen und Kredite: Regierungen können den Ausbau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien durch steuerliche Anreize wie Abschreibungen oder Investitionszulagen attraktiv gestalten. Auch günstige Kredite von staatlichen oder staatlich geförderten Banken (z.B. KfW in Deutschland) zählen zu den Förderinstrumenten.
  • Risikokapital und Private Equity: Für Start-ups und innovative Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien ist auch Risikokapital eine wichtige Finanzierungsquelle. 
  • Crowdfunding und Bürgerenergiegenossenschaften: Diese Modelle ermöglichen es Privatpersonen, auch mit kleinen Beträgen in erneuerbare Energien zu investieren. Bürgerenergiegenossenschaften erlauben es den Mitgliedern, sich an der Finanzierung von Anlagen zu beteiligen.
  • Förderprogramme und Subventionen: Zusätzlich zu den oben genannten Modellen gibt es diverse Förderprogramme und Subventionen, die von der EU, dem Bund, den Ländern oder Kommunen angeboten werden. Diese können Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen oder andere finanzielle Unterstützungen umfassen.

 

Was ist der Unterschied zu einer EEG-Vergütung?

Die Unterschiede zwischen Power Purchase Agreements und der EEG-Vergütung sind vielfältig. Zu den wesentlichsten Punkten gehören:

  • Regulierung vs. Markt: Die EEG-Vergütung ist eine staatlich geregelte Subvention, die durch Gesetze und staatliche Vorgaben definiert ist. PPAs hingegen sind privatwirtschaftliche Verträge, die zwischen zwei Parteien ausgehandelt werden.
  • Preisgestaltung: Bei der EEG-Vergütung wird der Preis staatlich festgelegt, während er bei PPAs durch Verhandlungen zwischen den Parteien bestimmt wird.
  • Flexibilität: PPAs bieten mehr Flexibilität in Bezug auf die Vertragsbedingungen. EEG-Vergütungen haben feste Rahmenbedingungen, die für alle Teilnehmer gleich sind.
  • Zugang: Die EEG-Vergütung steht allen qualifizierten Erzeugern von erneuerbaren Energien offen. PPAs erfordern hingegen die Fähigkeit, einen geeigneten Vertragspartner zu finden und eine Einigung zu erzielen.
  • Risiko: Bei PPAs liegt das Risiko bei den Vertragsparteien, etwa wenn die Strompreise sich anders entwickeln als erwartet.

Insgesamt ergänzen sich beide Mechanismen. Sie bieten unterschiedliche Anreize und Finanzierungsmöglichkeiten für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und tragen so - jeder auf seine Weise - zum Gelingen der Energiewende in Deutschland bei.

Wir beraten Sie gerne

Rufen Sie uns an oder schicken Sie uns eine kurze Nachricht.

Telefonnummer anzeigen
E-Mail senden
Zum Kontaktformular