Was sind Herkunftsnachweise?

Begriffe kurz erklärt

Die Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcen haben das Label „Nische“ längst abgelegt. Im Gegenteil: Das Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit Ressourcen steigt stetig, sowohl bei Unternehmen wie auch in privaten Haushalten. Damit steigt auch die Nachfrage nach grünem Strom. Immer mehr Unternehmen und Verbraucher wünschen sich, dass ihr Strom durch erneuerbare Energien erzeugt wird. Eine Möglichkeit, das zu gewährleisten, sind Strom Herkunftsnachweise (HKN). Deren Nachfrage erlebt gerade einen steilen Anstieg. Das Umweltbundesamt schätzt sogar, dass sich die Nachfrage nach grünem Strom mit Herkunftsnachweisen von 2023 bis 2030 mehr als verdoppeln wird, von 216 auf 580 Terawattstunden. 

Aber was hat es mit den Herkunftsnachweisen auf sich und welche Unterschiede gibt es? In diesem Artikel liefern wir eine Übersicht und klären die wichtigsten Fragen.  

Was sind Herkunftsnachweise?

Man könnte Herkunftsnachweise als „Geburtsurkunde“ für jede Megawattstunde grünen Strom bezeichnen. In Deutschland herrscht die Pflicht zur Stromkennzeichnung - die Endverbrauchen müssen erkennen können, aus welchen Quellen ihr Strom stammt. Zu den Quellen gehören etwa Kohle, Gas oder erneuerbare Energien wie Wind oder Photovoltaik. 

Herkunftsnachweise für Strom sind elektronische Zertifikate. Sie belegen, dass eine bestimmte Menge Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Gelistet sind sie im Herkunftsnachweisregister des Umweltbundesamtes. Für jede Menge Strom aus erneuerbaren Energien stellt das Umweltbundesamt ein elektronisches Dokument aus – den Herkunftsnachweis. Die Herkunftsnachweise Strom werden dem jeweiligen Stromproduzenten zugeordnet. Dieser kann ihn verkaufen und im Herkunftsnachweisregister an den Käufer – zum Beispiel einen Stromlieferanten oder ein Unternehmen – übertragen. 

Gemäß der EU-Kommission sind Herkunftsnachweise die einzige Möglichkeit, Ökostrom als solchen zu deklarieren. Sie werden von der EU-Richtlinie 2009/28/EG und dem nationalen Recht als Nachweis anerkannt. Durch den Kauf von grünem Strom und entsprechenden Herkunftsnachweisen können Stromanbieter also aktiv zur Förderung erneuerbarer Energien beitragen.
 

Warum ist der Herkunftsnachweis wichtig?

Das System der Herkunftsnachweise ist ein nützliches Instrument, um Transparenz in den Markt für Ökostrom zu bringen. HKN sind nachverfolgbar und belegen, dass der genutzte Strom wirklich aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. 

So sorgt ein Herkunftsnachweis für Strom für Sicherheit:

  • Ein Stromerzeuger kann seinen Ökostrom europaweit an einen Stromanbieter verkaufen.
  • Der Stromanbieter darf den Ökostrom an seine Kunden in genau der Menge weiterverkaufen, für die er Herkunftsnachweise im Herkunftsnachweisregister gekauft hat.
  • Für jede verbrauchte Megawattstunde Strom wird ein Zertifikat im Herkunftsnachweisregister für den Stromanbieter entwertet – ähnlich wie ein Ticket.
  • Der HKN kann danach nicht mehr weitergegeben werden. Somit kann Ökostrom nicht doppelt vermarktet werden.
  • Stromversorger können ihren Endkunden nur die Menge Strom aus erneuerbaren Energien ausweisen, die auch tatsächlich produziert wurde.

Die Strom Herkunftsnachweise werden vom Umweltbundesamt ausgestellt. Dadurch können sich Verbraucher und Kunden sicher sein, dass ihr Strom auch tatsächlich aus erneuerbaren Energien erzeugt und ins Stromnetz eingespeist wurde. 

Welche gesetzlichen Anforderungen gibt es an Herkunftsnachweise?

Es gibt drei Kriterien, die erfüllt werden müssen, um einen HKN zu erhalten:

  1. Der Strom wird aus erneuerbaren Energien gewonnen. Dazu zählen Wasserkraft, Windenergie, solare Strahlungsenergie (zum Beispiel Photovoltaik), Geothermie, Grubengas und Biomasse einschließlich Biogas, Biomethan, Deponiegas und Klärgas. Außerdem zählt der biologisch abbaubare Anteil von Abfällen aus Haushalten und Industrie dazu.
  2. Der Produzent einer Ökostrom-Anlage beansprucht keine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Hier greift das „Doppelvermarktungsverbot“, durch welches Betreiber nicht doppelt von ihrem Strom profitieren sollen (also EEG-Förderung plus Verkauf von Herkunftsnachweisen).
  3. Der Stromproduzent erhält keine Marktprämie nach dem EEG.

Welche Arten von Herkunftsnachweisen gibt es?

Es gibt zwei Arten von Ökostrom Herkunftsnachweisen: den „Herkunftsnachweis EE“ für Strom aus erneuerbaren Energien sowie den „Herkunftsnachweis KWK“ für Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung.

Am 4. Januar 2023 verabschiedete die Bundesregierung außerdem ein neues Herkunftsnachweisregistergesetz. Dieses sieht vor, dass ein Herkunftsnachweisregister für Gas und Wasserstoff sowie ein Register für Wärme oder Kälte aus erneuerbaren Energiequellen eingerichtet werden sollen. Die Verordnung wird auch als Gas-Wärme-Kälte-Herkunftsnachweisregister Verordnung bezeichnet.

Welche Informationen enthält der Herkunftsnachweis?

Wie auf einer echten Geburtsurkunde ist auch auf einem Grünstromzertifikat die Herkunft in Daten und Fakten angegeben. Das bedeutet: Der Herkunftsnachweis bescheinigt, wie und wo der grüne Strom produziert wurde. Zudem enthält er Informationen über die Art und Weise der Stromproduktion, beispielsweise zum Standort und Alter der Erzeugungsanlage. Solche Informationen können später wichtig sein, beispielsweise für die Vergabe von Qualitätslabeln für Ökostrom. 
Jeder Herkunftsnachweis für Strom muss folgende Daten enthalten:

  • Stammdaten der Anlage (Art, Typ, Standort, Leistung, Datum Inbetriebnahme, Start und Ende der Stromerzeugung)  
  • Erzeugte Strommenge in Megawattstunden  
  • Art und Umfang der Förderung, mit der die Errichtung oder die Stromerzeugung unterstützt wurde
  • Ausstellungsdatum des Herkunftsnachweises, ausstellender Staat und eindeutige Identifikationsnummer 
     

Wie unterscheiden sich Herkunftsnachweise von Ökostromlabeln?

Vergleicht man den Ökostrom mit einem Auto, könnte man sagen: Der Herkunftsnachweis ist das Basis-Modell und ein Ökostromlabel die Extra-Ausstattung. Der HKN bezeugt, dass eine Megawattstunde Strom aus einer Erneuerbare-Energien-Anlage stammt. Über Informationen wie der Erzeugungsrat und dem Standort der Anlage kann anschließend die Qualität des Ökostroms bewertet. Dafür gibt es Ökostromlabel. Wie bei Gütesiegeln in anderen gibt es auch bei Ökostrom mehr und weniger strenge Labels. Für alle gilt jedoch, dass bestimmte Kriterien erfüllt werden müssen.

Bei renommierten Ökostromlabels wie „Grüner Strom Label“, „OK Power“ oder bei bestimmten TÜV-Siegeln (wie TÜV Süd EE01 und EE02) muss der Strom vollständig aus erneuerbaren Energien stammen. Zusätzlich darf der Anbieter keine Beteiligung an fossilen Kraftwerken haben. Weitere Kriterien sind ein geringes Alter der Anlagen oder die Förderung von innovativen Projekten für die Energiewende oder den Klimaschutz. Ein Ökostromlabel besagt also, dass der Strom aus erneuerbaren Energien produziert wurde und belegt außerdem, welche zusätzlichen positiven Effekte er auf die Umwelt hat.

 

Welche Funktion erfüllen Herkunftsnachweise für Kunden und Erzeuger?

Von Grünstromzertifikaten profitieren alle, die sich an der Förderung einer sauberen Stromversorgung beteiligen möchten. Für Stromerzeuger (zum Beispiel von Wind- und Solaranlagen) bieten sie aber auch eine zusätzliche Einnahmequelle, wenn diese die Förderung aus dem EEG nicht erhalten können oder möchten. 

Für Kunden sind Herkunftsnachweise in vielerlei Hinsicht interessant. In erster Linie schaffen die Grünstromzertifikate Transparenz und Sicherheit für Verbraucher, denn sie garantieren, dass Stromversorger auch wirklich Ökostrom verkaufen.

Außerdem können Kunden mit den Ökostrom Herkunftsnachweisen die Energiewende unterstützen: Je größer die Nachfrage nach grünem Strom wird, desto mehr wird der Ausbau erneuerbarer Energien angekurbelt. Kunden haben zusätzlich die Möglichkeit, die HKN für Strom individuell an ihre Ansprüche anzupassen. Besondere Qualitätskriterien rücken immer weiter in den Fokus, zum Beispiel Regionalität, Erzeugungstechnologien oder die Zeitgleichheit von Erzeugung und Verbrauch. Unternehmen können gezielt HKN aus Wind-, Wasser- oder Solarkraft kaufen. Oder sie können gezielt Strom mit Herkunftsnachweisen aus ihrer jeweiligen Region erwerben. Damit unterstützen sie die Entwicklung erneuerbarer Energien für eine nachhaltigere Zukunft in ihrer Region.  

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