In den vergangenen drei Monaten sind die Preise für Strom, Gas, Emissionszertifikate und Kohle zunächst stark gestiegen, haben im Mai aber ihren bisherigen Jahrespeak erreicht. Der Ausblick ist für alle Commodities neutral bis bearish.
Juni 2024
Blickt man auf die vergangenen drei Monate zurück, so ist seit Ende Februar 2024 ein beständig steigender Strompreis für das Base Frontjahr 2025 zu beobachten: Lag das Preisniveau Ende Februar noch bei 67,60 EUR/MWh, so handelte es im Mai 2024 bei 102,9 EUR/MWh und erreichte damit seinen vorläufigen Höchstwert. Dies entspricht einem Anstieg von 80 Prozent in den drei Monaten. Betrachtet man die Preise der den Strompreis beeinflussenden Commodities wie Gas, EUA und Kohle, so fällt die Erklärung leicht: Bei all diesen Produkten lag, genau wie am Strommarkt, das Jahres-Low Ende Februar und der Höchstwert wurde Ende Mai erreicht. Aktuell korrigiert der Markt und das Jahresprodukt hat wieder 10 EUR/MWh innerhalb von einer Woche abgegeben. Der Ausblick ist neutral bis leicht bearish.
Gaspreise reagieren sensibler
Beim THE-Gas Jahresprodukt 2025 lag das Jahres-Low bei ca. 30 EUR/MWh. Damit hat sich auch der Gasmarkt deutlich von dem hohen Niveau 120 EUR/MWh aus dem Spätsommer 2022 verabschiedet, kann aber nicht an die niedrigen Preise vor Beginn des Krieges in der Ukraine anknüpfen – damals handelte das Jahresprodukt um 20 EUR/MWh. Durch die starken Änderungen in den Gas-Lieferstrukturen, insbesondere durch den Wegfall des Pipelinegases aus Russland und der Kompensation dieser Mengen durch LNG, reagiert der Gasmarkt anfälliger auf kurzfristige Einflüsse. Insbesondere die letzten Meldungen zur etwaigen Beendigung der Gasbelieferung Österreichs aus Russland, kombiniert mit dem drohenden Verbot von russischem LNG, stützten die Preise in den letzten Wochen. Doch selbst mit den Ausfällen und Einschränkungen bei den Gaslieferungen aus Norwegen Anfang Juni konnten die Bullen nicht die Oberhand am Gasmarkt behalten. Durch den jahreszeitbedingten niedrigen Bedarf, hohen Speicherständen und einer aktuell stark diversifizierten Gasversorgung, zeigt sich der Markt robust gegenüber neuen extremen Preispeaks. Insgesamt scheint der bullishe Trend seit Ende Februar beendet. Der Ausblick ist neutral.
Neutraler Ausblick für Emissionszertifikate
Ebenso wie die Strom- und Gaspreise korrigierten European Union Allowances (EUAs) Anfang Juni nach unten. Branchenberichten zufolge hat sich die Menge an Leerverkaufspositionen deutlich reduziert, was auf die Erwartung hindeutet, dass die Preise nicht weiter fallen. Eventuell wog die Entscheidung der EU-Kommission schwer, nur 266,8 Millionen Zertifikate aus dem Markt zu nehmen und in die Marktstabilitätsreserve zu überführen. Der Markt hatte eine größere Menge erwartet und drehte nach der Entscheidung ins Minus. Luft für eine Korrektur ist da, lag das Jahres-Low doch bei 51 EUR/t und damit 25 Prozent unter dem derzeitigen Niveau von 68 EUR/t. Das Jahres-High lag im Mai bei rund 78 EUR/t. Die Anziehungskraft bei einem Niveau um die Marke von 70 EUR/t kann auf den bevorstehenden Ausübungstag von Optionen auf EUAs am 19. Juni zurückgeführt werden. Der Ausblick ist neutral bis leicht bearish.
Kohle korreliert mit anderen Commodities
Der Preis für das Kohleprodukt API2 2025 korrelierte mit den Strom-, Gas und EUA-Preisen und stieg zunächst ebenfalls an. Handelte das Produkt Ende Februar noch unter 90 EUR/t, so mussten Anfang Juni bereits bis zu 130 EUR/t bezahlt werden; ein satter Anstieg von 44 Prozent. Es gibt Zweifel, dass die Stärke aus dem Kohlemarkt selbst kommt und auch aus fundamentaler Sicht ist diese Rallye schwer erklärbar. Ausreichende Lagerbestände und eine rückläufige europäische Kohleverstromung sprechen eher für moderate Preise. Zwar gab es zuletzt Unterbrechungen bei der Kohleförderung in Südafrika sowie Spekulationen darüber, dass Polen seine Kohleverstromung stark hochfahren könnte, um Strom in die Ukraine zu exportieren. Dennoch liegt die Ursache des Preisanstiegs eher darin, dass der Kohlepreis den anderen Commodities gefolgt ist.
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