Zum Jahresende taucht sie wieder auf, ungefragt und scheinbar ohne Grund– in diversen Zusammenhängen und so auch im Energiemarkt: die „Jahresendrally“. Es stellt sich die Frage, woher der Antrieb kommt und welche Produkte im Energiemarkt von der Rallye ergriffen wurden.
Dezember 2024
Ein Blick zurück in den Dezember 2023 macht deutlich, welche Volatilität an den Energiemärkten in den letzten Wochen des Jahres möglich ist. So spannte das Cal 24 Base in den letzten zwei Wochen des vergangenen Jahres eine Handelsrange von über 10 EUR/MWh auf. Auch in diesem Jahr beginnt der letzte Handelsmonat für das Cal 25 sehr bewegt: Lagen die Quotierungen am 2. Dezember für das Cal 25 Base bei über 100 EUR/MWh, handelt es eine Woche später bereits 6,50 EUR/MWh niedriger.
Aber woher kommt dieser unruhige Markt zum Jahresende?
Klassische Industrieunternehmen, die am Großhandelsmarkt agieren, sollten ihre Mengen und Preise abgesichert – gehedgt – haben und auch Stadtwerke und Weiterverteiler legen ihre Beschaffungsfenster erfahrungsgemäß nicht mehr in die letzten Wochen des Jahres.
Somit bleiben noch die Marktteilnehmer übrig, die in einem zum Jahresende zunehmend illiquider werdenden Markt teilweise spekulativ handeln. Wenige Transaktionen können in so einem Marktumfeld zu großen Preisbewegungen führen. Dies kann für Marktteilnehmer sowohl Chance als auch Risiko sein. Idealerweise räumt sich jedes Unternehmen für die letzten Tage des Jahres noch eine Option ein, zu handeln. Dies sollte jedoch durch einen Beschaffungsplan oder ein Risikohandbuch nicht zwingend eingefordert werden – es sollte nur eine Möglichkeit sein, gegebenenfalls noch von Preisbewegungen profitieren zu können.
Ist in einem Beschaffungsplan als der Teil der Beschaffungsstrategie auch eine Spotmenge vorgesehen, so könnte man diese Menge flexibel gestalten. Fällt z.B. das Frontjahr, in diesem Fall das Cal 25 Base, an den letzten Handelstagen, so hat das Unternehmen noch einen Handlungsspielraum und kann sich hedgen. Die Spotmenge wird dann dementsprechend reduziert. Die Volatilität ist nicht auf Strom beschränkt, sondern sorgt auch bei den Gasprodukten und Emissionszertifikaten (European Union Allowances, EUA) für einen nervösen Markt. Im Dezember 2023 rangierten EUAs zwischen 69 und 80 EUR/t.
Ausblick
Rein fundamental gibt es wenig Gründe, für einen nervösen, bullishen Energiemarkt, wenngleich das Thema der Gaslieferungen aus Russland weiter unklar ist. Mit der Aussicht, dass im Januar zwei weitere LNG-Terminals in Betrieb gehen, wir derzeit eine komfortable Speichersituation und eine gute LNG-Versorgung haben, sollte sich der Gasmarkt jedoch beruhigen und wieder Risikoprämie abgeben.
Mit schwächelnden API2-Kohlepreisen und einem EUA-Markt, dem nach der Rallye Ende November bis auf die 70 EUR/t nun die Luft ausgeht, kann auch im Strommarkt mit weiteren Abgaben gerechnet werden. Die Strom-Spotpreise sind derzeit hoch und handeln im Base in der KW 50 bis auf 260 EUR/MWh. Dennoch reichen sie aus unserer Sicht nicht aus, um das lange Ende zu stützen.
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