Der Begriff Dunkelflaute bezeichnet sonnen- und windarme Tage und wird oft verwendet, um eine gewisse Skepsis gegenüber erneuerbaren Energien zum Ausdruck zu bringen. Doch was steckt dahinter? Bedeuten die hohen Preise an solchen Tagen tatsächlich, dass der Strommarkt nicht funktioniert?
Februar 2025
Bei einer Dunkelflaute reduziert sich der Anteil der Stromerzeugung aus Wind- und Solarkraftwerken im Strommix massiv. Dies kann insbesondere an windarmen, relativ dunklen Wintertagen der Fall sein. Die fehlende Stromerzeugung muss dann durch konventionelle Kraftwerke und zunehmend auch durch Batteriespeicher aufgefangen werden, um die Stromnachfrage abzudecken und die Netzstabilität zu gewährleisten.
Der Anteil der installierten Windstromleistung (onshore und offshore) betrug Anfang 2025 etwa 73 GW und damit rund 27 Prozent der in Deutschland installierten Leistung. Der Anteil der installierten Solarstromleistung betrug mit 100 GW etwa 37 Prozent der installierten Leistung.[1] Ein Wegfall der Erzeugungskapazitäten aus Wind und Sonne an dunklen und windarmen Tagen bedeutet eine Reduzierung von ca. 64 Prozent der gesamten installierten Leistung. Ein enormer Anteil, der in der Öffentlichkeit oft die Frage aufwirft, ob dennoch eine ausreichende Versorgungssicherheit gegeben ist.
Betrachtung aus Kapazitäts- und Preissicht
Aus unserer Erfahrung sind Fragen oder gar Sorgen nicht gerechtfertigt: Die Spitzenlast – also die höchste Nachfrage nach Strom – lag in Deutschland bei 75 GW. Dieser Last stehen derzeit installierte Kapazitäten von über 90 GW gegenüber – ohne Wind- und Solaranlagen. Hierfür betrachten wir bewusst nur die frei am Markt zur Verfügung stehenden Kapazitäten – Kraftwerke, die als Reserve vermarktet wurden und dem freien Strommarkt nicht mehr zur Verfügung stehen, lassen wir außer Acht.
Die Preisbildung im Großhandel geschieht durch Angebot und Nachfrage: Wird das Angebot knapp, so steigt der Preis. Dieses Preissignal entscheidet darüber, wie die Nachfrage gedeckt wird: Ist es günstiger, (Reserve-) Kraftwerke hochzufahren oder Strom aus Nachbarländern zu importieren?
Option 1: An Tagen mit Dunkelflaute rücken teure Kraftwerke in die Merit-Order und bestimmen den Preis. Dieser kann für einzelne Stunden am Strom-Spotmarkt durchaus mehrere tausend Euro pro Megawattstunde betragen.
Option 2: Wenn in Nachbarländern Verfügbarkeiten vorhanden und die Preise niedrig sind, fließt der Strom aus dem Niedrigpreis-Gebiet ins Hochpreis-Gebiet. 2024 lagen die maximalen physischen Stromflüsse aus anderen Ländern nach Deutschland bei etwa 15 GW. [2]
Die Versorgungssicherheit ist mit den vorhandenen Kraftwerkskapazitäten und den möglichen Grenzflüssen also derzeit gegeben.
Steigende Anzahl negativer Preise
Wichtiger Fakt: Während erneuerbare Energien an einigen Tagen für höhere Preise sorgen, gibt es ebenso Tage, an denen viel Sonne und Wind bei geringer Nachfrage für niedrige oder gar negative Preise sorgen. So gab es 2024 in Deutschland insgesamt 459 Stunden mit negativen Preisen. Der Trend zeigt mit zunehmendem Ausbau der Erneuerbaren steil nach oben: 2023 gab es rund 300 Stunden mit negativen Preisen, 2022 waren es nur rund 70 Stunden.
Fazit
Die Dunkelflaute steht für Tage mit wenig erneuerbarer Erzeugung bei gleichzeitig hohem Verbrauch und wird teilweise benutzt, um die Energiewende und die Versorgungssicherheit anzuzweifeln. Allerdings sprechen die in Deutschland installierte Kapazität, der grenzüberschreitende Handel sowie die Stunden mit negativen Preisen dafür, dass der Strommarkt auch unter Zubau der Erneuerbaren funktioniert.
Zusätzlich wird sich die stündliche Volatilität am Spotmarkt in Zukunft durch den Zubau von Speicherlösungen reduzieren, so dass sich die Preisextreme – höhere Preise bei Dunkelflaute und niedrige oder gar negative Preise bei Sonne und Wind – abmildern. Letztlich sind es genau diese Preissignale, die zeigen, dass der Markt funktioniert: Sie steuern Im- und Exporte und geben Assets wie Batteriespeichern und Flexibilität einen Wert, der Investitionen ermöglicht.
Sie haben Fragen zur Dunkelflaute oder zu Preissignalen? Melden Sie sich gern bei uns!
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[1] BNetzA: Statistiken ausgewählter erneuerbarer Energieträger zur Stromerzeugung - November 2024.
[2] Spitzenlast und grenzüberschreitende Stromhandel, s. Energy-Charts https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE.