Die Direktvermarktung ist eine wichtige Säule in der Vermarktung von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Hierfür werden viele Daten verarbeitet, weil die Erzeugungsanlagen in die meist digitalen Prozesse der Betriebsführung und Vermarktung integriert sind. Welche Rolle die Datenqualität spielt, erläutert unser Vattenfall-Experte Michael Schilling.
Michael Schilling: Als Direktvermarkter sind wir extrem abhängig von einer hohen Datenqualität entlang der Kundenbeziehung: vom Erstkontakt eines Anlagenbetreibers, der bei uns ein Angebot für die Direktvermarktung anfragt, über die Vermarktung der Erzeugungsmengen im Stromgroßhandel bis hin zu der Abwicklung notwendiger Prozesse nach Vertragsende. Die Datenqualität bestimmt sich durch verschiedene Dimensionen. Einerseits ist wichtig, dass Daten vollständig und korrekt sind sowie aktuell und natürlich in sich konsistent sein müssen. Andererseits sollten sie einheitlich und eindeutig sein, aber auch verständlich und relevant.
Bei einer Anfrage für die Direktvermarktung eines Windparks benötigen wir zum Beispiel folgende Daten für eine Bewertung und Kalkulation:
Zusätzliche Informationen wie Abschaltungen wegen Wartung, Schattenwurf zum Schutz der Anwohner, Fledermaus-Vorkommen (meistens nachts), Vögel (meistens tagsüber) oder Netzrestriktionen sind für die Kalkulation des Dienstleistungsentgelts sehr hilfreich und reduzieren das Risiko bei der Bewertung.
Als Direktvermarkter müssen wir möglichst genau abschätzen, welche Energiemengen zu welchem Zeitpunkt in der Zukunft erzeugt und welche Erlöse bei der Vermarktung an der Börse EPEX Spot damit erzielt werden können. Um die Erzeugungsmengen prognostizieren zu können, gleichen wir die realen Lastgangdaten des Windparks aus der Vergangenheit mit einem idealisierten Lastgang des Turbinentyps ab. Dabei beachten wir die spezifische Nabenhöhe, den Rotordurchmesser und die an dem jeweiligen Standort zu diesen Zeitpunkten herrschenden Windgeschwindigkeiten. Wir vergleichen also, wieviel der Windpark erzeugt hat und wieviel er nach unserer Ansicht hätte erzeugen können. Damit erhalten wir einen Eindruck über die Performance der spezifischen Anlage.
Ist dieser Vergleich nahezu deckungsgleich, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Windpark auch zukünftig so einspeisen wird, wie wir es erwarten. Treten jedoch große Unterschiede bei dem Vergleich auf, wird Ursachenforschung betrieben. Bleibt die Suche nach einer Erklärung erfolglos, müssen wir versuchen, die Unsicherheit der zukünftigen Performance der Anlage mit Risikoaufschlägen in der Kalkulation aufzufangen.
Genau, so ist es.
Leider gibt es noch kein einheitliches Format für die Übermittlung und Weiterverarbeitung von Daten bei Kundenanfragen, so dass uns ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichsten Dateiformaten zur Verfügung gestellt wird. Die meisten Akteure nutzen MS-Excel, was wir sehr gut weiterverarbeiten können.
Unser Ziel ist es, zukünftig das von der Bundesnetzagentur eingerichtete und in Betrieb genommene Marktstammdatenregister (MaStR) zu nutzen. Alle Anlagenbetreiber sind dazu verpflichtet, sich selbst in dem Register zu registrieren, die Anlagendaten einzugeben und aktuell zu halten. Zumindest die Stammdaten können wir dann direkt aus dem MaStR über eine eindeutige MaStR-Nummer abrufen. Der Anlagenbetreiber muss uns dann lediglich die Lastgangdaten zur Verfügung stellen, denn diese Bewegungsdaten müssen nicht im MaStR hinterlegt werden.
Eine Dimension der Datenqualität, die für die Vermarktung der erzeugten elektrischen Energie auf dem Großhandelsmarkt wichtig ist, ist die Zuverlässigkeit der Datenlieferung. Für eine erfolgreiche Vermarktung von EEG-Anlagen müssen wir den Betriebszustand kennen, d.h. die Ist-Einspeisung, die kontinuierlich gemessen und uns via Daten-Schnittstelle zur Verfügung gestellt werden muss. Mit diesen Daten können wir die Vermarktung optimieren und ggf. über die verbaute Fernsteuerungstechnik die Erzeugung der Anlagen regeln. Diese Daten müssen kontinuierlich verfügbar sein und zuverlässig übertragen werden.
Ja, die haben wir! Ist der Direktvermarktungsvertrag abgeschlossen, müssen Anlagenbetreiber noch viele andere Stammdaten an uns als Direktvermarkter übermitteln. Dazu gehören die Marktlokations-Nummer und die SR- und TR-ID für die Übernahme und Abwicklung der Rollen im Rahmen des Redispatch 2.0-Regimes. Diese Daten werden für die Kommunikation mit dem Netzbetreiber benötigt, die rein elektronisch in speziellen Formaten erfolgt.
Um hier die Fehlerquote gering zu halten, haben wir ein Onboarding-Portal eingerichtet. Dort können Anlagenbetreiber oder Betriebsführer die relevanten Daten eintragen, die für eine korrekte und rechtzeitige Anmeldung der EEG-Anlage beim zuständigen Netzbetreiber notwendig sind. Zusätzlich müssen auch vertrags- und abrechnungsrelevante Informationen übermittelt werden. Während der Vertragslaufzeit stellen wir Vertrags-, Lastgang- und Abrechnungsdaten kontinuierlich für jede EEG-Anlage auf unserem Kunden-Portal zur Verfügung.
Absolut. Auch nach der Kündigung eines Vermarktungsvertrags müssen die Prozesse mit entsprechenden Datenlieferungen in hoher Qualität weiterlaufen. Die Abmeldung der Vermarktung durch uns muss dem Verteilnetzbetreiber mitgeteilt werden und die letzte Abrechnung erfolgt, nachdem die Abrechnungsdaten vom zuständigen Verteilnetzbetreiber an uns übermittelt wurden.
Sie haben Fragen zu Direktvermarktung und zu den benötigten Daten? Sprechen Sie uns gern an!
<a class="arrow">renewables@vattenfall.de</a>
<a class="button">Zur Artikel-Übersicht</a>