Eigentlich sollte es schon am 11. Juni losgehen – doch die EPEX Spot hat dafür plädiert, die Einführung des Viertelstundenhandels auf den 30. September zu verschieben. Warum sind Viertelstunden in der Day-Ahead-Auktion sinnvoll und warum benötigt die Börse noch etwas Vorbereitungszeit? Wir erklären es!
June 2025
Bisher wurde in der sogenannten Day-Ahead-Auktion Strom in 60-Minuten-Zeitintervallen gehandelt. Diese werden nun auf 15 Minuten verkürzt. Die regulatorische Grundlage dafür sind zwei Verordnungen, die eine 15-minütige Ungleichgewichtsausgleichsperiode (ISP) vorschreiben: die EU-Verordnung zur Elektrizitätsmarktgestaltung (Electricity Regulation (EU) 2019/943) und die EU-Verordnung zur Festlegung einer Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizitätsversorgungssystem (Electricity Balancing (EU) 2017/2195).1
Dies liegt spätestens seit der immer stärkeren Integration erneuerbarer Energien auch nahe: Da deren Produktion innerhalb einer Stunde deutlich schwanken kann, sind schnellere Reaktionen auf Angebots- und Nachfrageschwankungen sinnvoll, und das nicht nur im Intraday-Handel. Kurze Intervalle ermöglichen auch day-ahead eine bedarfsgerechtere Strombeschaffung und erhöhen die Markteffizienz sowie die Flexibilität deutlich – so bringt das kürzere Zeitintervall letztlich eine bessere Einbindung der Erneuerbaren in den Markt.
Verschiebung auf Oktober
Zunächst war die Umstellung für den 11. Juni 2025 geplant, doch nach umfangreichen Tests lehnte die EPEX Spot den Go-Live im Juni ab und plädierte für Oktober. Der Grund waren erhebliche operative Bedenken nach Tests. Nach eigenen Angaben waren zentrale Matching-Algorithmen durch die erhöhte Komplexität stark belastet. Rund 20 Prozent der Tests führten zu vollständigen Markt-Entkopplungen – das bedeutet, dass verbundene Märkte getrennt werden und keine grenzüberschreitenden Stromflüsse mehr stattfinden können.2 Zudem gefährdeten Verzögerungen bei der Ergebnisveröffentlichung die Marktstabilität. Alles in allem ein bisher nicht dagewesenes Risiko.
Technische Details
Tatsächlich ist die Komplexität sehr hoch. Alle Bidding-Zonen sollen zeitgleich auf das neue System umgestellt werden, um Marktverzerrungen zu vermeiden. Durch die Umstellung wird der Market Clearing Preis auf eine 15-Minuten-Auflösung geändert und wird zwei Dezimalstellen haben. In Zukunft wird von Börsen wie der EPEX Spot zwar ein 60-Minuten-Preisindex veröffentlicht, allerdings ist dieser nur ein arithmetisches Mittel der entsprechenden 15-Minuten-Preise einer Stunde. Wo es derzeit nur einen klar definierten Day-Ahead-Preis gibt, wird es zukünftig zwei veröffentlichte Preise geben.
Auswirkungen auf Marktteilnehmer
Neben den Börsen müssen sich auch alle Marktteilnehmer auf das neue 15-Minuten-Intervall einstellen. Auch bei ihnen führt das zu einer deutlich höheren Komplexität in der Abwicklung aller Handelsaktivitäten: Sie haben einen viel höheren Daten- und Rechenaufwand und müssen IT-Systeme und Prozesse anpassen. Hinzu kommt, dass Verträge angepasst werden müssen – zum Beispiel solche zwischen Anlagenbetreibern und Direktvermarktern. Auch für einen möglichen Fallback hin zum alten System muss vorgesorgt werden.
Dem Aufwand stehen aber auch Chancen gegenüber, denn letztlich profitieren alle von einer präziseren Preisbildung und der besseren Integration von Flexibilität – der Markt, die Erneuerbaren und alle Marktakteure.
Sie haben Fragen zu den Änderungen im Day-Ahead-Handel an der EPEX SPOT? Melden Sie sich gern bei uns!
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1 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32019R0943, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32017R2195
2 https://www.epexspot.com/en/news/market-coupling-steering-committee-aligns-revised-go-live-date-15-minute-mtu-sdac