Artenvielfalt, Ackerbau und Freilandhennen im PV-Park

Agri-PV – also das Miteinander von Photovoltaikanlagen mit Landwirtschaft – ist stark im Kommen. Gleiches gilt für das Thema Biodiversität, denn PV Parks können auch zur Erhöhung der Artenvielfalt beitragen. In unseren beiden PV-Parks Tützpatz und Juliusburg-Krukow zeigen wir, dass uns sowohl die Frage nach geeigneten Flächen als auch das Thema Biodiversität am Herzen liegen.

November 2025

In dem innovativen Agri-PV-Projekt Tützpatz nutzen bis zu 15.000 Legehennen die Flächen zwischen aufgeständerten Solarmodulen. Die Tiere finden dort optimale Bedingungen zwischen Sonnenplätzen, Schatten und Ställen. Auf zwei weiteren Teilflächen des insgesamt 146.000 Solarmodule umfassenden Parks wird Ackerbau betrieben, voraussichtlich mit viergliedriger Fruchtfolge aus Erbsen, Hafer, Weizen, Gerste.

Neben Eiern und Getreide ernten wir auf der 130 Fußballfelder großen Fläche Strom: Wir haben eine Nennleistung von 76 MWp und beliefern die PASM Power and Air Condition Solution Management, eine Tochter der Telekom. Diese kann mit dem produzierten Grünstrom rechnerisch etwa 4.600 Mobilfunkstandorte versorgen. Damit zeigt sich, wie wir mit solchen Projekten langfristige Strompartnerschaften ermöglichen und die Integration erneuerbarer Energien in industrielle Anwendungen vorantreiben.

Ganz in der Nähe von Tützpatz errichten wir einen Großbatteriespeicher, voraussichtlich in Breesen am Umspannwerk Friedrichsruh. Er wird netzdienlich betrieben, verfügt über rund 50 MW Leistung und soll – nach unseren Plänen – 2027 in Betrieb gehen. Solche Speicher sind ein wichtiger Baustein, um die Netzstabilität zu sichern und die Flexibilität für den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen.

 

Biodiversitäts-PV-Park Juliusburg-Krukow

Um unzählbare kleine und große Tiere sowie um die Vielfalt des Ökosystems geht es in einem weiteren unserer PV-Parks in Juliusburg und Krukow in Schleswig-Holstein. Auch hier steht die Biodiversität stark im Fokus.

 

Zunächst zu den Strom-Fakten: Vattenfall baut auf einer Fläche von insgesamt 74 Hektar einen Biodiversitäts-PV-Park mit einer installierten Leistung von rund 80 MWp. Damit lassen sich rein rechnerisch mehr als 30.000 Haushalte emissionsfrei mit Strom versorgen und ca. 67.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

Auch dieser Park ist Teil unseres Ausbaus im Bereich Solarenergie. Über langfristige Stromlieferverträge (Corporate Power Purchase Agreements, CPPAs) wird die erzeugte Energie in den Markt integriert. Ein Beispiel: Evonik hat bereits einen Vertrag für Strom aus diesem Vattenfall-Solarpark abgeschlossen – ein Hinweis auf die wachsende Bedeutung solcher Lösungen für die Industrie.

 

Und nun zu den Bio-Fakten: Ein besonderer Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Förderung der Artenvielfalt, die weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen wird. Daher hat Vattenfall die Game Conservancy Deutschland e.V. mit der biologischen Betreuung des Projekts beauftragt und zahlreiche Daten erfassen lassen.

 

Vögel und Fledermäuse

  • In den letzten zwei Jahren wurden Revierkartierungen sowie sechs Begehungen durchgeführt. So konnten bislang insgesamt 55 Vogelarten nachgewiesen und 28 Vogelarten mit Brutrevieren kartiert werden. Wir sahen dort Rebhühner, Graureiher, Bussarde, Feldlerchen, Neuntöter und Schleiereulen.
  • Um Fledermäuse aufzuspüren, haben wir Horchboxen eingesetzt, die derzeit KI-gestützt ausgewertet werden.

 

Säugetiere

  • Um Säugetiere nachzuweisen, haben wir 20 Wildkameras im Projektgebiet aufgestellt. Dabei wurden Rehwild, Schwarzwild, Damwild, Feldhasen, Füchse und weitere Säuger erfasst. Die genaue Auswertung dauert zurzeit noch an.

 

Insekten

  • Um die Insektenvielfalt auf den Teilflächen zu erfassen, wurden zusätzlich zu Sichtbeobachtungen und Kescherfängen sogenannte Barberfallen und Lufteklektoren aufgestellt. Auch die Auswertung der Insekten- und Spinnenarten dauert gegenwärtig noch an.

 

Leben im Boden

  • Das Bodenleben wurde auf den Untersuchungsflächen mittels Bodenprobebohrern an 69 Stellen systematisch untersucht. Mittels ecological DNA-Untersuchung (eDNA) wurde dann das Mikrobiom bestimmt – also die Gesamtheit aller Mikroorganismen des Bodens.
  • Die Ergebnisse sollen dazu dienen, mögliche Veränderungen der Bodenlebens in den kommenden Jahren zu detektieren und zu interpretieren.
  • Die gute Nachricht: Die Nutzungsextensivierung der Flächen durch die Freiflächen-PV-Anlage könnte eine positive Veränderung des Mikrobioms des Bodens bewirken.

Nach Auswertung aller Untersuchungen erstellen wir einen Maßnahmenkatalog und ein Pflegekonzept für die Anlagenfläche. Damit wollen wir die vorhandene Artenvielfalt sowie seltene und bedrohte Arten schützen und die genetische Bandbreite wenn möglich vergrößern.

 

Potenziale von Agri-PV

Zwar sind in Deutschland von den insgesamt 100.000 Megawatt installierter PV-Leistung bisher nur rund 400 Megawatt als Agri-PV umgesetzt, aber das Potenzial für die „Doppelernte“[1] ist enorm. Studien des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg schätzen, dass landwirtschaftliche Flächen ein Potenzial von bis zu 500.000 Megawatt Peak-Solarleistung bieten.[2]

 Für unsere Kunden bedeutet das: Wir können Grünstrom aus solchen Projekten über langfristige Corporate Power Purchase Agreements (CPPAs) anbieten. Unternehmen wie Evonik nutzen bereits Strom aus Vattenfall-PV-Anlagen über Corporate PPAs. Mit dem Ausbau von Agri-PV und Biodiversitäts-Parks schaffen wir zusätzliche Optionen für unsere Kunden, ihre Klimaziele zu erreichen. Parallel entwickeln wir Batteriespeicher, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und flexible Produkte anbieten zu können.

Zusätzlich bieten wir auch Projektentwicklern an, den produzierten Strom aus Ihren PV-Parks über die Direktvermarktung abzunehmen.

Sie haben Fragen zu unseren Grünstrom- oder Flexibilitäts-Angeboten? Melden Sie sich gern bei uns!

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[1] https://www.klimareporter.de/landwirtschaft/doppelte-ernte-auf-dem-acker

[2] https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2025/fraunhofer-ise-ausgruendung-flaechenpotenzial-fuer-agri-photovoltaik-in-deutschland-uebertrifft-ausbauziele-fuer-klimaschutz.html