5 Fragen zu...
Batterien im Stromhandel

Unsere Rubrik „5 Fragen...“ beleuchtet in jeder Ausgabe unseres Newsletters ein bestimmtes Thema aus Sicht unserer Kollegen. Dieses Mal lassen wir uns erklären, welche Rolle Batterien für die Netzstabilität und den Energiehandel spielen.

April 2022

1. Wie verändert sich die Nutzung von Erneuerbaren – und damit der Strommarkt?
 

Die Stabilität unseres Stromsystems und damit die Sicherheit unserer Energieversorgung hängen grundsätzlich davon ab, wie gut Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht sind. Die Hauptakteure zur Sicherung dieses Gleichgewichts sind die Netzbetreiber, die dies mit Hilfe verschiedener Regelenergieprodukte gewährleisten. Auch Energieunternehmen und deren Handelsabteilungen stellen das Gleichgewicht als Bilanzkreisverantwortliche über den Großhandel sicher.

Mit dem voraussichtlichen Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022 sowie der Kohleenergie in den 2030er Jahren und dem weiteren Zubau von fluktuierenden erneuerbaren Energien steht Deutschland vor der besonderen Herausforderung, sein Stromsystem auch in Zukunft stabil zu halten. Der Anteil der Erneuerbaren soll der neuen Regierung zufolge bis 2030 auf 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs zu steigen, derzeit erreichen sie gut 40 Prozent. Aufgrund der fluktuierenden Erzeugung der Erneuerbaren sehen wir an den Großhandelsmärkten schon heute enorme Preisausschläge, weil in bestimmten Stunden zu viel oder eben zu wenig Strom vorhanden ist.

Epex Spot Preis (in EUR/MWh) vs Einspeisung „Erneuerbarer“ (in MW)

2. Welche Rollen spielen Batterien für den Strommarkt?
 

Batterien können sehr schnell auf die fluktuierende Erzeugung und die damit einhergehenden Preisschwankungen regieren und sind ein wichtiger Eckpfeiler für ein ausgeglichenes Energiesystem. Zu den führenden Technologien gehören derzeit Lithium-Ionen-Batterien, aber es gibt viele unterschiedliche elektrochemische Batteriekonzepte, zum Beispiel Flow Batterien. 

3. Wie entwickeln sich Kosten und Leistungsfähigkeit von Batterien?
 

Neben der Technologie ist entscheidend, zu welchem Preis – beziehungsweise zu welchen gewichteten Kosten des Speicherns oder Levelized Cost of Storage (LCOS) – Batterien eingesetzt werden können, denn die Kosten definieren ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Speichertechnologien wie mechanischen, chemischen oder thermischen Speichern. Die LCOS sind seit 2018 um knapp 30 Prozent gefallen. Somit sind Batterien im Bereich Regelenergie – aber zunehmend auch im Bereich des Kurzfristhandels – wettbewerbsfähig.

Zusätzlich zur größeren Wirtschaftlichkeit entwickelt sich der Batteriemarkt auch in Sachen Kapazität rasant weiter: Hatten Batterien früher fünf Megawatt Leistung, so sind heute 50-100 Megawatt nicht mehr ungewöhnlich. Und auch das Verhältnis von Batterieleistung zu Speichervolumen, die sogenannte C-Rate, fällt: Konnten Batterien zuvor etwa eine Stunde ein- oder ausspeichern, so sind heute durchaus vier Stunden möglich und auch wirtschaftlich. Dadurch können Batterien neben dem Regelenergiemarkt auch im kurzfristigen Großhandelsmarkt immer besser eingesetzt werden. Nämlich für das sogenannte Energy Shifting, also das Erzielen von Gewinnen durch das Ausnutzen von Preisdifferenzen verschiedener Stunden- bzw. Viertelstundenprodukte.

4. Welche Herausforderungen stellt der Einsatz von Batterien im Handel?
 

Für uns als Handelshaus ist es wichtig, die Batterie wirtschaftlich zu optimieren. Daher müssen wir zu jedem Zeitpunkt entscheiden, ob wir die Batterie am Regelenergiemarkt platzieren oder im kontinuierlichen Viertelstundenhandel für das Energy Shifting nutzen. Zudem sind Regelenergieprodukte ständig regulatorischen Änderungen unterworfen, beispielsweise wird ab Mai 2022 für einige Produkte die Zeitperiode von vier Stunden auf eine Viertelstunde verkürzt. Die Entscheidung zwischen Regelenergiemarkt und Großhandelsmarkt muss dann also noch häufiger getroffen werden.

Eine zusätzliche Herausforderung ist, dass der kontinuierliche Handel mit Viertelstunden-Produkten an der Strombörse nicht mehr manuell durch einen Händler bewerkstelligt werden kann, da hunderte Geschäfte pro Minute getätigt werden. Bei Vattenfall setzen wir daher Handelsalgorithmen ein, die von unseren Stromhändlern und unserem 24/7 Dispatch Team laufend überwacht werden.

Für unsere Kunden wie Projektentwicklern bzw. Anlagenbesitzern und Investoren ist aber entscheidend, dass wir Ihnen mit unseren Modellen und Algorithmen ein professionelles Angebot machen können, um die Erlöse ihrer Batterie zu maximieren. Grundsätzlich ist dies nicht nur für Batterien möglich, sondern auch für andere flexible Anlagen wie z.B. Wärmespeicher, Elektrolyseure zu Herstellung von Wasserstoff und dergleichen.

5. Wie maßgeblich werden Batterien zukünftig das Stromsystem unterstützen?
 

Für die Zukunft erwarten wir in Deutschland eine zunehmende Volatilität, also Schwankungsintensität von Preisen am Großhandelsmarkt, und damit einhergehend eine steigende Attraktivität für Speicher im Allgemeinen und speziell auch für Batterien. Sie tragen ihren Teil dazu bei, Flexibilität bereitzustellen. Besonders seit Herbst letzten Jahres ist nicht nur das Preisniveau gestiegen, sondern vor allem auch die Volatilität, erkennbar an den zunehmenden Preisspannen, den Spreads.

Doch Batterien werden nicht die alleinige Antwort sein, denn um mit 80 Prozent erneuerbaren Energien im Energiemix umgehen zu können, wird ein komplettes Spektrum an Speichern entlang einer Speicherdauer von wenigen Stunden bis hin zu vielen Wochen und Monaten, den saisonalen Speichern oder Long-Duration Energy Storages (LDES), benötigt. Idealerweise gibt es weitere flexibel einsetzbaren Anlagen, die auf die Signale im Markt reagieren können. Dennoch können Batterien ihren Anteil für die Netzstabilität und den Handel leisten, wenn es um das kurzfristige Speichern von Energie geht.

Sie haben Fragen zum Einsatz von Batterien? Sprechen uns gern an!

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