Was ist die EPEX SPOT?

Begriffe kurz erklärt

Die EPEX SPOT SE (European Power Exchange) ist eine der bedeutendsten Strombörsen Europas. Sie organisiert und betreibt kurzfristige Strommärkte, sogenannte Spotmärkte, für Deutschland, Frankreich, Österreich, die BeNeLux-Staaten, Skandinavien, Polen und die Schweiz.

Die Strombörse wurde 2008 gegründet und hat ihren Sitz in Paris. Sie ist Teil der EEX Gruppe (European Energy Exchange), die in Leipzig sitzt.

Wie funktioniert die EPEX SPOT?

Die Energiebörse ermöglicht den Handel von Strom in Echtzeit und bietet so eine effiziente Lösung für die kurzfristige Nachfrage nach Strom. Anbieter wie Kraftwerksbetreiber sowie Abnehmer wie Stadtwerke oder Industrieunternehmen geben Gebote ab. Die Börse bringt beide Seiten zusammen. Der Handel läuft automatisiert über digitale Plattformen.

Die EPEX SPOT organisiert zwei Hauptmärkte:

Day-Ahead-Markt: Hier wird Strom am heutigen Tag für den Verbrauch am nächsten Tag gehandelt. Anbieter geben Gebote für jede einzelne Stunde des Folgetages ab.

Intraday-Markt: Dieser Markt handelt Strom für den Verbrauch am selben Tag – oft bis wenige Minuten vor der Lieferung. Das ist besonders wichtig für die kurzfristige Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage, z. B. bei wetterbedingten Schwankungen erneuerbarer Energien.

Welche Aufgaben erfüllt die EPEX SPOT für die Energiebranche?

Die Energiebörse EPEX SPOT übernimmt in der Energiebranche eine Vielzahl von Funktionen. Sie ist weit mehr als nur eine Handelsplattform – sie ist ein zentraler Akteur für Markttransparenz, Versorgungssicherheit und Integration erneuerbarer Energien.

Die zentralen Aufgaben der Strombörse EPEX im Überblick

Preisbildung durch Angebot und Nachfrage: Der Marktpreis ergibt sich durch das Gleichgewicht zwischen den eingereichten Kauf- und Verkaufsgeboten. Kurzfristiger Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch: Gerade bei erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne, die wetterabhängig und damit volatil sind, braucht es flexible, funktionierende Märkte. Effiziente Allokation von Ressourcen: Durch grenzüberschreitenden Handel zwischen verschiedenen Ländern und Vernetzung fließt Strom dorthin, wo er gerade gebraucht wird. Förderung des Wettbewerbs: Viele Marktakteure (Stadtwerke, Großhändler, Produzenten) produzieren oder benötigen Strom. Ein transparenter und sicherer Marktplatz führt zu marktgerechter Preisbildung und fördert den Wettbewerb. Transparenz und Marktaufsicht: Die Energiebörse EPEX SPOT stellt Daten zu Preisen, Handelsvolumen und Markttiefe öffentlich bereit. Vorantreiben der Energiewende und Klimaziele: Durch die Integration von kurzfristig eingespeisten erneuerbaren Energien stärkt EPEX SPOT die klimafreundliche Stromversorgung.

Definition: Was ist ein Spotmarkt?

Ein Spotmarkt ist ein Handelsplatz, an dem Waren oder Finanzinstrumente sofort gekauft und verkauft werden. Die Lieferung erfolgt in der Regel innerhalb kürzester Zeit, meistens am selben oder folgenden Geschäftstag. Damit unterscheidet sich der Spotmarkt vom Terminmarkt: Dort werden langfristige Produkte gehandelt und die Lieferung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Außerdem wird am Terminmarkt nicht nur physisch gehandelt, also mit tatsächlicher Lieferung, sondern auch rein finanziell.

Merkmale eines Spotmarkts für Strom

  • Zeitnahe Lieferung: Strom wird meist für die Lieferung am gleichen oder nächsten Tag gehandelt.
  • Schnelle Preisbildung: Preise ändern sich häufig – abhängig von Angebot und Nachfrage.
  • Keine Lagerung: Strom kann (noch) nicht gespeichert werden wie Rohstoffe. Daher ist der Spotmarkt Strom essenziell für die Echtzeit-Balancierung.
  • Standardisierte Produkte: Gehandelt wird in "Zeitscheiben" (z. B. 15 Minuten, 1 Stunde) mit definierten Mengen (z. B. 1 MW).
  • Zentrale Rolle im Stromhandel: Der Spotmarkt ist das Bindeglied zwischen physischer Stromversorgung und wirtschaftlicher Steuerung. 

Der Stromspotmarkt ist besonders wichtig in Energiemärkten mit hohem Anteil erneuerbarer Energien, da er Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit bietet.

Wie wird der Strompreis gebildet?

Ein zentraler Aspekt beim Stromhandel an der EPEX SPOT ist die Preisbildung. Der Strompreis an der Börse entsteht durch Angebot und Nachfrage. Viele Stromanbieter (z. B. Kraftwerke) bieten ihren Strom an. Gleichzeitig melden viele Käufer (z. B. Stadtwerke oder große Firmen), wie viel Strom sie benötigen und wie viel sie dafür zahlen wollen. Die EPEX SPOT sammelt all diese Angebote und Nachfragen. Dann vergleicht sie, welche Anbieter welchen Preis fordern – und welche Käufer bereit sind, welchen Preis zu zahlen. Am Schnittpunkt entsteht der Preis. Dieser Vorgang wird auch als Matching bezeichnet. Dabei wird das sogenannte Merit-Order-Prinzip verwendet. Dieses Prinzip funktioniert so:

  1. Alle Kraftwerke werden nach dem Preis sortiert, zu dem sie Strom produzieren können. Manche Kraftwerke können sehr günstig Strom erzeugen, z. B. Windkraftanlagen oder Solaranlagen. Andere Kraftwerke brauchen Brennstoffe wie Gas oder Kohle – sie sind teurer.
  2. Laut Erneuerbare-Energien-Gesetz haben erneuerbare Erzeugungsanlagen Einspeisevorrang. Das heißt, dass sie zuerst zu Produktion herangezogen werden.
  3. Dann werden nach und nach weitere, teurere Kraftwerke hinzugefügt, so lange, bis genug Strom angeboten wird, um die gesamte Nachfrage zu decken.
  4. Das letzte Kraftwerk, das noch gebraucht wird, um genug Strom zu liefern, ist demnach ein teures Kraftwerk (zum Beispiel ein Gaskraftwerk).
  5. Dieses letzte Kraftwerk bestimmt den Preis, den alle Anbieter bekommen und den alle Käufer zahlen müssen. Das ist der sogenannte "Markträumungspreis" oder auf Englisch "clearing price".

So entsteht der EPEX Strompreis für jede einzelne Stunde des Tages. Der Preis hängt also davon ab, wie viel Strom gebraucht wird und welche Kraftwerke gerade einspringen müssen. Der Strompreis kann jeden Tag und sogar jede Stunde unterschiedlich sein. So ändert sich der Strompreis im Tagesverlauf. Wenn viel Wind und Sonne da sind, ist der Strom günstiger. Wenn es dunkel ist oder windstill und viel Strom gebraucht wird, steigt der Preis.

Der Intraday-Markt hingegen funktioniert nach dem Prinzip des kontinuierlichen Handels. Es gibt keinen einheitlichen Preis pro Stunde, sondern die Preise entwickeln sich dynamisch – beeinflusst durch aktuelle Marktnachrichten, Wetterumschwünge oder kurzfristige Ausfälle von Kraftwerken.

Typische Einflussfaktoren auf den Strompreis sind:

  • Wetterprognosen (z. B. Wind und Sonne)
  • Verfügbarkeit von Kraftwerken
  • Grenzkapazitäten für den Stromhandel mit Nachbarländern
  • Preise für Brennstoffe wie Gas oder Kohle
  • CO₂-Zertifikatspreise
  • Politische Rahmenbedingungen (z. B. EEG-Umlage)

Der Strompreis an der Börse heute ist damit das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zahlreicher Faktoren und spiegelt die aktuelle Marktlage wider.

Wie kann man an der EPEX SPOT teilnehmen? Was sind die Vorteile?

Die Teilnahme an der Strombörse ist nicht für Privatpersonen vorgesehen. Vielmehr richtet sich das Angebot an professionelle Marktteilnehmer wie:

  • Energieversorger und Stadtwerke
  • Großhändler
  • Industrieunternehmen mit hohem Stromverbrauch
  • Betreiber von Erzeugungsanlagen
  • Direktvermarkter für erneuerbare Energien

Um an der EPEX SPOT handeln zu können, muss ein Unternehmen verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören die sehr aufwändige Akkreditierung an der Börse, eine Handelslizenz und die technische Anbindung an die Handelsplattform. Außerdem braucht es einen Bilanzkreis bei einem Übertragungsnetzbetreiber sowie Sicherheiten, um Handelsrisiken abzusichern. Für kleinere Marktakteure oder Betreiber einzelner Wind- oder Solaranlagen gibt es die Möglichkeit, über sogenannte Aggregatorplattformen oder Direktvermarkter indirekt Zugang zum Spotmarkt zu erhalten.

Die Vorteile der Teilnahme an der EPEX SPOT sind vielfältig:

  • Transparente Preisbildung: Die Teilnahme ermöglicht Zugang zu echten Marktpreisen und deren Schwankungen.
  • Optimierung der Strombeschaffung und -vermarktung: Unternehmen können flexibel auf Preissignale reagieren.
  • Vermeidung von Ausgleichsenergiekosten: Kurzfristige Abweichungen zwischen Prognose und Realität können ausgeglichen werden.
  • Handel mit Flexibilität: Batteriespeicher oder steuerbare Lasten können gezielt vermarktet werden.
  • Direkte Integration in den Strommarkt: Besonders wichtig für Betreiber erneuerbarer Anlagen im Rahmen des EEG.

Die Strombörse ermöglicht es also, effizient mit Energie umzugehen – ein entscheidender Faktor in einer Welt, in der Strom zunehmend dezentral und volatil produziert wird.

Die Rolle der Energiebörse EPEX SPOT heute und in Zukunft

Die EPEX SPOT ist heute unverzichtbar für das Funktionieren des europäischen Strommarktes. Ihre Hauptaufgabe ist die marktbasierte Koordination von Angebot und Nachfrage – auf Stunden-, Viertelstunden- oder sogar Minutenbasis. Durch die transparente Preisbildung sorgt sie für Wettbewerb, Effizienz und Sicherheit. Die EPEX SPOT ist mehr als eine Handelsplattform – sie ist der Taktgeber für das europäische Stromsystem. Der Spotmarkt sorgt dafür, dass Strom dort verfügbar ist, wo er gebraucht wird – zu Preisen, die durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden.

Darüber hinaus trägt sie zur Integration erneuerbarer Energien bei, indem sie deren Schwankungen auffängt und in marktwirtschaftliche Strukturen integriert. Gerade im Kontext der europäischen Energiewende ist die Strombörse daher ein wichtiges Steuerungsinstrument.

Die Kombination aus kurzfristigem Spotmarkt, langfristigem Terminmarkt (z. B. an der EEX in Leipzig) und ergänzenden Regelenergiemärkten schafft ein robustes System, das auf verschiedene Szenarien flexibel reagieren kann. Der Strompreis, der täglich und stundengenau neu entsteht, ist ein zentraler Indikator für Knappheit, Effizienz und Nachfrage.

In einer Welt, die zunehmend auf klimafreundliche, dezentrale und dynamische Energieversorgung setzt, werden die Bedeutung der Strombörse und des EPEX Strompreises weiter wachsen – sowohl für die Branche als auch für Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt.

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