Auf den ersten Blick liest es sich gut: 2020 wurden in Deutschland 46 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt. Doch der Schein trügt, denn infolge der Corona-Pandemie war der Verbrauch niedrig – und obwohl die erneuerbare Stromerzeugung nur um rund vier Prozent zulegte, scheint ihr prozentualer Anteil hoch. Ein Rückblick.
Die Ökostrom-Erzeugung in 2020 lag bei etwa 251 TWh und deckte damit rund 46 Prozent des Gesamtbedarfs ab. Somit wurde der Zielwert von 35 Prozent übererfüllt, doch das Ergebnis ist pandemiebedingt nicht repräsentativ. Der Zubaupfad ist weiterhin zu gering, um die langfristigen Ziele der Bundesregierung zu erreichen – zumal mangels Netzkapazität nach wie vor große Mengen EEG-Strom abgeregelt werden.
Schauen wir uns die Zubauzahlen genauer an: Im Bereich Onshore-Windenergie betrug der Nettozubau rund zwei Prozent und damit 1.041 MW bis November 2020. Die Gesamtkapazität von Onshore-Wind lag damit bei rund 54,2 GW. Der Bruttozubau lag bei 1.470 MW bis Ende 2020, somit wurden 230 MW an Bestandsanlagen abgebaut oder repowert. Bei Offshore-Windenergie gab es einen geringen Zubau von 2,9 Prozent und nur 219 MW nach Fertigstellung laufender Projekte. Die Gesamtkapazität lag 2020 bei 7,75 GW.
Immerhin sind die Zubauzahlen im Bereich Photovoltaik erfreulicher: Hier gab es 2020 eine Steigerung von 8,6 Prozent oder 4.222 MW. Insgesamt sind damit rund 53,3 GW am Netz. Betrachtet man den Bruttozubau von 4.885 MW, so sehen wir einen Rückbau rund 660 MW alter Solaranlagen in 2020. Die Biomasse wuchs 2020 um 3,7 Prozent, der Nettozubau betrug 328 MW und insgesamt haben wir eine installierte Leistung von 9,2 GW. Der Anteil Erneuerbarer an der Wärme- und Kälteversorgung lag 2019 bei nur 15 Prozent – genauere Daten für 2020 liegen derzeit leider noch nicht vor. Vor allem in diesem Bereich sehen wir großen Aufholbedarf.
Vattenfall möchte innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe ermöglichen. Dafür investieren wir intensiv in möglichst viele unterschiedliche Erneuerbare-Energien-Projekte. So haben wir in 2020 entschieden, den 28-MW-Solarpark „Kogel-Leizen“ in Mecklenburg-Vorpommern zu realisieren. Er entsteht entlang der Autobahn A19 unweit des Autobahndreiecks Wittstock-Dosse und soll bereits im ersten Halbjahr 2021 den ersten Strom liefern. Ein Teil davon geht übrigens direkt an die Firma Bosch, die wir mit einem langfristigen Power Purchase Agreement mit grünem Strom aus dem Park versorgen. Ebenfalls aus Mecklenburg-Vorpommern kommt der Strom für ein 60-MW-Solar-PPA mit der Telekom-Tochter Power & Air Solutions.
Wenn wir zu unseren Nachbarn in die Niederlande schauen, finden wir ein besonderes Projekt: unseren Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid. Einer der weltweit größten, subventionsfreien Windparks entsteht dort derzeit – und die 140 Turbinen mit insgesamt 1.500 Megawatt Leistung sollen spätestens im Sommer 2023 Strom liefern. Ebenfalls in den Niederlanden haben wir unseren ersten schwimmenden Solarpark eröffnet. Er hat eine Kapazität von 1,2 Megawatt und wurde auf dem Gelände einer Sand- und Kiesabbaufirma errichtet.
Der Zubau vor allem bei der Windenergie an Land und auf See ist weiterhin sehr gering. 2030 sollen 71 GW Windkraft und 100 GW Photovoltaik installiert sein. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 rund 65 Prozent des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken, wird damit voraussichtlich nicht erreicht. Die Tatsache, dass die Bundesnetzagentur bei Ausschreibungen zukünftig bei einer drohenden Unterzeichnung die Ausschreibungsmengen kürzen kann, verschärft dieses Problem zusätzlich. Nach wie vor werden große Mengen Ökostroms abgeregelt – auch, weil konventionelle Kraftwerke für kurze Phasen negativer Preise nicht komplett herunterfahren und weil der Netzausbau zu langsam voranschreitet. Bisher kostet das die Stromverbraucher viel Geld. Bezüglich der Kosten wird Redispatch 2.0 ein wenig Abhilfe schaffen, ob dadurch die Abregelung von Erneuerbaren aber reduziert wird oder aufgrund geringerer Kosten sogar steigt, bleibt abzuwarten.
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